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Einleitung
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Lichtenbergs Kompendium
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„Mettwürste und Compendia“, schrieb Lichtenberg im März
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1786 an seinen Vetter Friedrich August in Darmstadt, seien die
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Produkte Göttingens. Zu diesem Zeitpunkt, da er seit acht Jah-
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ren physikalische Vorlesungen an der Göttinger Universität hielt,
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hatte er selbst freilich noch kein eigenes Lehrbuch verfaßt. Er be-
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nutzte statt dessen die ‚Anfangsgründe der Naturlehre“ seines
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Freundes und Vorgängers als Physikprofessor Johann Christian
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Polykarp Erxleben, der 1777 im Alter von 33 Jahren verstorben
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war. Deren dritte, von Lichtenberg selbst mit Zusätzen versehene
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Auflage war Ende 1784 erschienen, und er gab im Verlaufe der
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folgenden Jahre – mit zunehmenden Skrupeln – drei weitere
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doch hatte er, spätestens seit 1786, gedanklich an der Vorberei-
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tung eines neuen und eigenen Compendiums gearbeitet. Er hatte
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nicht nur seine Überlegungen dazu in den Sudelbüchern festge-
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halten und unter der Überschrift „Zur Materie sowohl als der
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Form meines Compendii gehörige Bemerckungen“ in einem sei-
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ner Notizbücher gesammelt, sondern seine Absicht auch in dem
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einen oder anderen Brief und wohl auch mündlich geäußert. An
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privaten und öffentlichen Aufforderungen von Schülern und Kol-
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Nach Lichtenbergs Tod im Februar 1799 erwartete daher sein
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Freund und Verleger Johann Christian Dieterich, auf dessen
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Schreibtisch ein entsprechendes Manuskript oder doch wenig-
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stens ein Konzept vorzufinden, das sich ohne große Mühe mit
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dem vorhandenen Material zu einem Compendium postumum
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ausbauen ließ. Zwar herrsche, so meldete er am 30. März 1799
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an Ludwig Christian Lichtenberg, den Bruder des Verstorbenen,
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nach Gotha, „eine Confusion, unter seinen Schriften und Bü-
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chern, so nicht größer seyn kann, als sie würklich ist“, doch hin-
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derte ihn dies nicht an der Feststellung: „Sein physikalisches
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Compendium, ist zusammen so ziemlich, aber weitläufftig, unter