1auf der Netzhaut ab, folglich sähen wir noch immer, dasjenige
2oben, was oben ist, und dasjenige unten, was unten ist. Man
3mache sich doch nur deutlich, was oben, und was unten heißt,
4und was das sagen wolle: Ein Gegenstand bildet sich verkehrt auf
5der Netzhaut ab! Oben bleibt uns ewig, was von der Oberfläche
6der Erde am entferntesten ist, und unten, was ihr am nächsten
7ist. Verkehrt erscheint das Bild eines Gegenstandes auf der Netz-
8haut, wenn das, was an dem Gegenstande das Unterste ist, sich
9auf einem höher liegen Theile der Netzhaut, und das, was an
10demselben das Höchste ist, auf einem niedriger liegenden Theile
11der Netzhaut abbildet. – Wenn sich nun Alles verkehrt auf der
12Netzhaut abbildet: so bildet sich ja auch die Oberfläche der Erde
13auf dem höchsten Theile der | Netzhaut ab; so bilden sich auch alle488
14übrigen Gegenstände so auf derselben ab, daß, was vorher oben
15und unten war, es auch jetzo ist; folglich verbleibt Alles beym
16Alten, und mithin Alles gerade.
17Weit wichtiger ist die zweyte Frage, und in der That, die Ant-
18wort darauf noch nicht ganz auf das Reine gebracht – daß sich in
19jedem Auge der Gegenstand wirklich abmahle, und wir den Ein-
20druck von jeden Gegenstand aufnehmen, und folglich jedes Auge
21seinennervus opticushabe, ist gewiß.∗Man kann sich davon,
22aus der | oben (S. 476) angeführten Erscheinung mit den zwey489
23Punkten, überzeugen. Ferner auch aus folgender: wenn man nach
24einem entfernten erleuchteten Gegenstand sieht, und in der nähm-
25lichen Linie den Finger vor das Gesicht hält: so sieht man den
26Finger doppelt, weil er sich in jedem Auge abbildet. Sieht man
27hingegen nach dem Finger, so wird der entfernte Gegenstand dop-
28pelt erscheinen. Doch die simpelste Erfahrung hierüber bleibt
29wohl die: daß, wenn wir das eine Auge schließen, den Gegenstand
30noch immer vermittelst des andern Auges sehen. – Sehen wir also
31einen jeden Gegenstand vermittelst eines jeden unserer Augen:
32wie kommt es, daß, wenn wir beyde Augen zugleich gebrauchen,