1und endlich der Saturn. Späterhin nahm man auch Merkur und
2Venus in die Gesellschaft auf. Aber in Ansehung der Stelle, welche
3man ihnen anwies, herrschte große Verschiedenheit. Einige setz-
4ten beyde über die Sonne; Andere, beyde unter die Sonne; noch
5Andere, den einen darunter, den andern darüber, oder umgekehrt.
6b) Aegyptisches System.72
7Ein Aegyptier – sein Nahme ist nicht auf die Nachwelt gekommen
8– kam auf den großen Gedanken: Merkur und Venus drehten
9sich in kleinen Kreisen nahe an der Sonne herum, und rückten so
10zugleich in ihrem großen Kreise fort. Dieß wird das Aegyptische
11System genannt und kömmt mit dem Tycho fast völlig über-
12ein. Indeß es wurde nicht allgemein. Man blieb vielmehr bey der
13vorigen Vorstellung, bildete sie immer mehr aus, bis sie endlich
14Ptolemäus in ein vollständiges System umschuf.
15c) Ptolemäisches System.
16Es führt seinen Namen von dem berühmten Geographen und
17Mathematiker Claudius Ptolemäus, aber nicht, als ob er der
18eigentliche Erfinder desselben wäre – schon Pythagoras | 550 J.73
19vor Chr. kannte es – sondern weil er es mit großem Scharf-
20sinn erläuterte, durch eine Menge schätzbarer Beobachtungen
21unterstützte, und das ausführlichste Werk darüber hinterließ.
22Er war aus Pelusium in Aegypten gebürtig, lebte in der Mitte
23des zweyten Jahrhunderts, unter den Kaysern Antoninus Pius
24(von 138–161) und Mark Aurel (von 161–180), und soll sich
25zu Canopus 40 Jahre lang aufgehalten haben. Sein Buch heißt:
26Μεγαλη συνταξις της Αστρονοµιας d.h.Magnae constructionis,
27oder (nach dem arabischen Titel)Almagesti libriXIII. und kam
28zuerst∗im Jahre 1538 | zu Basel heraus. Als geometrisches Werk74
29wird dieß Buch immer verehrungswerth bleiben; als physisches
30betrachtet, ist es freylich nicht mehr für unsere Welt. Der Schritt,
31den Ptolemäus that, mußte wahrscheinlich auch gethan werden.
32Und so wird sein System, so lange die Welt steht, immer ein
33Hauptfach in der Sammlung ehrwürdiger Cabinets-Stücke ein-