Georg Christoph Lichtenberg

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Band 2 - Teil II - Von der Luft

VII. Von der Luft. §. 268.
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1auch in einem Kreisbogen, und würden sie z.B. mit einer Fahne
2kommandirt: so befinden sich ja die Zuhörer nicht in dem Mit-
3telpunkte des Kreises. Will man also die Soldaten zu gleicher
4Zeit abfeuern hören: so müssen sie in einem Kreisbogen, und
5die Zuhörer in dem Mittelpunkte desselben stehen. Uebrigens
6versteht sich von selbst, daß dann auch noch die Abfeuerung
7wirklich zu gleicher Zeit erfolgen müsse.
8Von vielfachem Nutzen ist die beobachtete Fortpflanzung des
9Schalls auch bey einem Gewitter. Jedermann weiß, wie viel eine
10Sekunde beträgt. Er darf nur seinen Puls fühlen, welcher in jeder
11Sekunde ungefähr einmahl schlägt. Nun wenn man nach dem
12Blitz nur 1 Sekunde zählen kann: so ist das Gewitter schon über
131000 Fuß entfernt, und man weiß also gewiß, daß man sich in
14keiner Gefahr befindet. Bey 2, | 3 oder 4 Sekunden, weiß man,269
15daß das Gewitter auch gar den Ort nicht treffen wird, in welchem
16man wohnt. – Wenn man aber den Blitz sieht, muß man ja nicht
17sagen: Eins, sondern: Null.
18Auch lassen sich Entfernungen, zwischen welchen ein Berg ist,
19oder wo ein Nebelwetter, oder sonst ein Umstand das Sehen der
20Flamme nicht gestattet, mittelst des Schalles recht gut messen;
21nur daß man freylich bey einem Berge nicht weiß, ob der Schall
22mehr durch die Luft oder durch den Berg hindurch fortgepflanzt
23wird, welches wirklich verdiente ausgemacht zu werden. – Man
24geht so zu Werke. Die zwey Partheyen, die zu einer solchen Mes-
25sung erforderlich sind, und deren jede mit einer guten Tertien-Uhr
26versehen seyn muß, vergleichen sich, ehe sie an ihre Standpunkte
27A und B gehen, und bestimmen genau die Zeit, zu welcher sie
28die Schall-Messung anfangen wollen. Nun | wird also in A die270
29Kanone losgebrannt, und es drückt jemand an die Tertien-Uhr.
30Nun wird in B eine Kanone gelöst, und sogleich der Finger von
31der Tertien-Uhr genommen. Sobald man den Schall hievon in A
32hört, wird auch der Finger von der Tertien-Uhr genommen, und
33nun vergleicht man sich. Auf jeden Fall ist es gut, den Versuch
34mehrere Mahle anzustellen.
35Auf eben diese Weise kann man auch die mittlere Geschwin-
36digkeit einer Kugel gegen die Scheibe berechnen. In dem Augen-
37blicke, da man den Schall vom Schuße hört, oder die Flamme
38auf der Zündpfanne sieht, drückt man an die Tertien-Uhr; in
39dem Augenblicke, da man den Schall vom Scheibenschlage hört,
40nimmt man den Finger wieder weg. Fehlt man um eine Tertie,
41so fehlt man freylich um 17 Fuß. Aber ein Trost ist, daß, wo

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 243869 Sachregister ~ Gewitter ~ Entfernung. 2943 2 319 8-17 Von vielfachem Nutzen ist die beobachtete Fortpflanzung des Schalls auch bey einem Gewitter. Jedermann weiß, wie viel eine Sekunde beträgt. Er darf nur seinen Puls fühlen, welcher in jeder Sekunde ungefähr einmahl schlägt. Nun wenn man nach dem Blitz nur 1 Sekunde zählen kann: so ist das Gewitter schon über 1000 Fuß entfernt, und man weiß also gewiß, daß man sich in keiner Gefahr befindet. Bey 2, | 3 oder 4 Sekunden, weiß man, 269 daß das Gewitter auch gar den Ort nicht treffen wird, in welchem man wohnt. – Wenn man aber den Blitz sieht, muß man ja nicht sagen: Eins , sondern: Null . siehe Gesamtregister.
0 243869 Sachregister ~ Schall ~ Geschwindigkeit ~ Anwendungen. 22506 2 319 1-41 1 1 auch in einem Kreisbogen, und würden sie z.B. mit einer Fahne kommandirt: so befinden sich ja die Zuhörer nicht in dem Mit- telpunkte des Kreises. Will man also die Soldaten zu gleicher Zeit abfeuern hören: so müssen sie in einem Kreisbogen, und die Zuhörer in dem Mittelpunkte desselben stehen. Uebrigens versteht sich von selbst, daß dann auch noch die Abfeuerung wirklich zu gleicher Zeit erfolgen müsse. Von vielfachem Nutzen ist die beobachtete Fortpflanzung des Schalls auch bey einem Gewitter. Jedermann weiß, wie viel eine Sekunde beträgt. Er darf nur seinen Puls fühlen, welcher in jeder Sekunde ungefähr einmahl schlägt. Nun wenn man nach dem Blitz nur 1 Sekunde zählen kann: so ist das Gewitter schon über 1000 Fuß entfernt, und man weiß also gewiß, daß man sich in keiner Gefahr befindet. Bey 2, | 3 oder 4 Sekunden, weiß man, 269 daß das Gewitter auch gar den Ort nicht treffen wird, in welchem man wohnt. – Wenn man aber den Blitz sieht, muß man ja nicht sagen: Eins, sondern: Null. Auch lassen sich Entfernungen, zwischen welchen ein Berg ist, oder wo ein Nebelwetter, oder sonst ein Umstand das Sehen der Flamme nicht gestattet, mittelst des Schalles recht gut messen; nur daß man freylich bey einem Berge nicht weiß, ob der Schall mehr durch die Luft oder durch den Berg hindurch fortgepflanzt wird, welches wirklich verdiente ausgemacht zu werden. – Man geht so zu Werke. Die zwey Partheyen, die zu einer solchen Mes- sung erforderlich sind, und deren jede mit einer guten Tertien-Uhr versehen seyn muß, vergleichen sich, ehe sie an ihre Standpunkte A und B gehen, und bestimmen genau die Zeit, zu welcher sie die Schall-Messung anfangen wollen. Nun | wird also in A die 270 Kanone losgebrannt, und es drückt jemand an die Tertien-Uhr. Nun wird in B eine Kanone gelöst, und sogleich der Finger von der Tertien-Uhr genommen. Sobald man den Schall hievon in A hört, wird auch der Finger von der Tertien-Uhr genommen, und nun vergleicht man sich. Auf jeden Fall ist es gut, den Versuch mehrere Mahle anzustellen. Auf eben diese Weise kann man auch die mittlere Geschwin- digkeit einer Kugel gegen die Scheibe berechnen. In dem Augen- blicke, da man den Schall vom Schuße hört, oder die Flamme auf der Zündpfanne sieht, drückt man an die Tertien-Uhr; in dem Augenblicke, da man den Schall vom Scheibenschlage hört, nimmt man den Finger wieder weg. Fehlt man um eine Tertie, so fehlt man freylich um 17 Fuß. Aber ein Trost ist, daß, wo siehe Gesamtregister.
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