II. 5. Von andern glänzenden Lufterscheinungen.
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1Diese Lichttheilchen der Sonnenatmosphäre, welche so von der
2Erde angezogen werden, können sich aber wegen der Rotation
3der Erde, am Aequator und nahe daran nicht halten, son|dern325
4werden nach den Polen hingetrieben, wo sie sich anhäufen, und
5in den höchsten Luftschichten, mit welchen sie ungefähr einer-
6ley Schwere haben, schwebend bleiben. Die gröbern, dunkleren
7Lichttheilchen nehmen die niedrigern dieser Luftschichten ein,
8und bilden da das Segment und den dunkeln Rebel; die feinern
9aber schweben in den oberen Luftschichten, und leuchten ent-
10weder für sich selbst oder werden erst durch die Mischung und
11Reibung mit der Erdluft leuchtend. – Wenn man alle die Vor-
12aussetzungen gelten läßt, welche diese Hypothese annimmt: so
13können alle Erscheinungen beym Nordlichte, auf das glücklich-
14ste erklärt werden. Es ergiebt sich daraus z.B. ganz natürlich,
15warum die Nordlichter immer stärker und herrlicher werden, je
16mehr man nach Norden kömmt. Auch das ließe sich daraus recht
17gut erklären, daß man in den nördlichsten Gegenden, auch in
18den Neumond|nächten, die pechdunkel seyn sollten, oft so vielen326
19Vorrath von Licht bemerkt, daß man sich ordentlich nach dem
20Mond umsieht. Allein eben die Voraussetzungen, auf welche sich
21Mairans Theorie gründet, enthalten so viel Willkührliches und
22Unerwiesenes, daß heut zu Tage fast Niemand mehr es mit seiner
23Hypothese hält.
24Pater Hell (gebor. 1720, gestorb. 1792.) war ein großer Astro-
25nom, aber ein schlechter Physiker – ein Anhänger und Vertheidiger
26des Mesmerianismus. Sein Aufenthalt zu Wardoehuus im J. 1769,
27um den Durchgang der Venus durch die Sonne zu beobachten, gab
28ihm Gelegenheit die Erscheinung des Nordlichts näher zu beob-
29achten. Am 18. Januar 1770, da eines der schönsten zu sehen war,
30war er noch in Copenhagen. Indeß Trotz dieser Veranlassung, ist
31seine Meynung doch ganz falsch. Er wollte das Nordlicht wie ei|ne327
32Sonnenfinsterniß berechnen – und das geht nicht. Er hielt nähm-
33lich dasselbe für eine Abspiegelung des Sonnen- und Mondlichts
34an den Eistheilchen, womit die Erde in dem kalten Erdstriche
35erfüllt ist – also für eine Art von Regenbogen. Aber dazu gehörte
36ja eine ausserordentliche Reflexion. Und woher dann die herr-
37lichenCoronae boreales? Sein Ordensbruder Gabler, bestritt ihn
38auch sehr heftig und brachte ihn gänzlich zum Schweigen. Nach
39der Zeit aber trat er wieder mit Paradoxien über das Nordlicht
40hervor, so z.B. daß es 30 Tage nach einem Nordlichte immer
41kalt werden müßte. Er war von dieser seiner Behauptung so fest