II. 3. Von den wässerichten Lufterscheinungen.
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1den man, wenn man ja will, den fallenden nennen kann.
2Aber daß es auch einen aufsteigenden gebe, ist durch die
3entschiedensten Versuche erwiesen. Belegt man nähmlich jede
4Stufe einer Gartentreppe, der man sich beym Beschneiden der
5Bäume bedient, mit einer Glasplatte, so werden die untern
6Platten immer früher, als die obern vom Thaue naß. Gerade
7das Umgekehrte müßte ja aber statt finden, wenn aller Thau
8vom Himmel fiele. Überdieß weiß man auch, daß Pflanzen,
9welche mit einer Glocke bedeckt sind, eben so, als die frey-
10stehenden bethauet werden. Hier ist vollends an kein Fallen
11des Thaues zu denken. – Christian Ludwig Gersten, war
12der erste, der die Entdeckung machte, daß der Thau auch
13aufsteige. Er war Prof. der Physik und Mathematik zu Gießen,
14und ist wegen seines tragischen Schicksals bekannt. Er sprach
15zu frey über die Re|gierung und wurde deßhalb zur ewigen228
16Gefangenschaft auf das Schloß Marxburg bey Braubach ver-
17urtheilt. Indeß diese Ewigkeit dauerte doch nur 15 Jahre.
18Noch derselbe Landgraf, den er beleidigt haben sollte, ließ
19ihn los. Er sollte nun Messungen auf dem Rhein anstellen
20und Lichtenberg wurde ihm von der Darmstädter Schule zu
21diesem Geschäfte beygegeben. Es war im Jahr 1761. Gersten
22starb aber plötzlich und damit nahmen auch Lichtenbergs
23Schicksale eine andere Wendung. Er soll im Gefängniß viel
24geschrieben haben, meistens Rechnungen. Aber unverständige
25Leute warfen seine Arbeit weg und vernichteten sie.
263. Nicht auf alle Dinge fällt der Thau; auch werden einige weit
27mehr, als andere bethaut. Metalle, Eisen, und Bley z.B. werden
28polirt nicht bethaut, wohl aber unpolirt. Dü Fay legte eine
29Glas|platte zur Hälfte auf eine Metallplatte und zur andern229
30Hälfte auf eine Glasplatte. Diese war denn am andern Morgen
31bethaut, jene aber nicht. Eben so wurde das Glas, wenn er
32es auf einer Seite, nach Art der elektrischen Ladungsplatten
33belegte, nicht mehr bethaut. Folglich hat das Metall selbst
34durch das Glas hindurch das Bethauen verhindert.∗– Daß
35Glas, Porzellan und gewisse Pigmente stärker bethauen, als
36andere Körper ist bekannt. – Unter den letzteren herrscht
37selbst wieder eine große Verschiedenheit. Mussenbroeck
38stellte darüber schöne Versuche an. Er bemahlte einen ganzen