II. 3. Von den wässerichten Lufterscheinungen.
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1Von dem Verdampfungssysteme ist Delüc der Urheber, und es
2huldigen derselben wie gesagt, bereits die meisten Physiker. Seine
3vorzüglichsten Gegner und also die berühmtesten Vertheidiger
4des Auflösungssystems sind Leroy, Saussüre und Hube. Ihre
5Gründe wollen wir gar nicht anführen, da sich keiner darunter
6befindet, der dem Verdampfungssysteme wirklich entgegen und
7nicht schon hinreichend widerlegt worden wäre. Überdieß beken-
8nen sich ja die Gegner desselben im Grunde doch selbst dazu.
9Saussüre wenigstens nimmt an, daß im ersten Augenblick des
10Verdünstens, Wasserdampf, als eine für sich bestehende elastische
11Flüßigkeit gebildet werde, und daß Wasser nur erst als|dann, nach187
12dem es sich in eine solche elastische Flüßigkeit verwandelt habe,
13in der Luft aufgelöst werde. Er sagt ausdrücklich:je crois, que l’air
14ne la dissout, que lorsque l’action du feu l’a convertie en vapeur
15elastique. So behauptet auch Zylius in seiner bekannten Preis-
16schrift,∗daß das Wasser nicht unmittelbar von der Luft aufgelöst
17werde, sondern vorher in einen Dampf verwandelt werden müßte;
18der Wärmestoff sey hier das anneignende Mittel zwischen dem
19Wasser und der Luft. Und dieß ist ja vollkommen dem Verdamp-
20fungssysteme gemäß – so weit es nähmlich die bloße Entstehung
21des Verdünstens u. also daßjenige betrifft, was der Gegenstand
22unserer ersten Frage | ist. So wären denn am Ende alle Physicker,188
23nicht nur darinn mit einander einig, daß das Wasser bey dem
24Verdünstungsprocesse durch etwas aufgelöset werde – nach den
25einigen durch den Wärmestoff, nach den andern durch die Luft,
26sondern der größere Theil der letzteren hält es sogar mit den
27ersteren und was sie von der Auflösung sagen, findet nur da statt,
28wo schon von der zweyten Frage die Rede ist. Als allgemein
29anerkannte Wahrheit darf man daher annehmen: die Verbindung
30des Wassers mit der Luft, kann nicht eher erfolgen, als bis dasselbe
31erst durch die Wärme in einen Dampf verwandelt worden ist.
32Zweyte Frage.
33Weit uneiniger sind die Physiker in der Beantwortung der zwey-
34ten Fra|ge, in welchem Zustande sich nähmlich das verdünstete189
35Wasser, welches wir im Regen, Schnee u.s.w. aus der Atmosphäre
36herabfallen sehen, vorher darin gefunden habe? Ihre verschie-