1der Welt: sie würde eine vollkommene Kugel bleiben. Aber so ist
2der Kern derselben eine feste, starre Masse; und nun kömmt der
3Mond dazu, und noch so nahe dazu, und mit einer anziehenden
4Kraft dazu: da muß sich freylich alles ändern, wie man sich es
5durch folgende Zeichnung deutlich machen kann.
6Es sey acbd Fig.13 die feste Erdkugel. Man stelle sich dieselbe
7ganz mit Wasser umgeben vor, und αγβδ sey die Oberfläche dieses
8Wassers. Im Meridian des Ortes a befinde sich der Mond L, so
9wird sich folgendes ereignen:
101. Der Mond äußert seine Ziehkraft auf das Wasser der ihm
11zugekehrten Erd-Halbkugel cad, und wirkt dadurch der natür-
12lichen Schwere dieses | Wassers entgegen. Die Wassersäule aα159
13z.B. wird durch die Schwere, von α nach a, durch den Mond
14aber von a nach α gezogen. Folglich vermindert dieser Zug des
15Mondes jenen Zug der Schwere, und die Wassersäule aα kann
16mit den übrigen Wassersäulen, bis zu cγ und dδ hin, nicht
17mehr im Gleichgewicht bleiben. Diese alle also müßten schon
18darum etwas nach α hinfließen, wenn auch die Säule aα nur
19allein von dem Monde angezogen würde. Aber sie müssen es
20um so mehr, da sie ja, auch alle selbst, diesem Zuge ausgesetzt
21sind. So erhebt sich demnach das Wasser, jetzt weniger, als
22vorher von der Erde angezogen, von γ und δ immer mehr
23und mehr nach α hin, bis alle Säulen desselben wieder im
24Gleichgewicht sind, und verwandelt so seine Kugelgestalt γαδ
25in die elliptische γ'α'δ'. Es steigt mithin bey α und es fällt bey
26γund δ. Dort ist also hohes Wasser | oder Fluth, hier niedriges160
27Wasser oder Ebbe.
282. Gleichergestalt muß sich das Wasser auch in der gegenüberste-
29henden Halbkugel bey β erheben.
30Hiebey finden so viele Menschen eine ausserordentliche
31Schwierigkeit;∗und doch läßt sich die Sache auf das einleuch-
32tendste darstellen. Es sey nähmlich die Wirkung welche die
33Ziehkraft des Mondes L, im Mittelpunkt der Erde hervor-
34bringt, = 1, und die auf der festen Oberfläche derselben = x,