Physikalische Geographie, Meteorologie, Theorie der Erde.
830
244379
244381
2
0
1hin seyn; nur daß die Dämpfe nicht so verdichtet werden können,
2wie Cartesius annimmt. Auch mögen in der Erde selbst wohl
3Dämpfe entwickelt werden, und so in die Höhlen aufsteigen und
4dann den Quellen Nahrung geben. Lulofs führt hierüber in sei-
5nem eben erwähnten Buche S. 307. eine sonderbare Geschich|te60
6von einer Mühle an, die sich zwey Meilen von Paris bey einem
7Karthäuser Kloster findet. Da arbeitete man auf einen Steinbruch
8los, und entdeckte eine Höhle. Als diese offen blieb, hörte die
9Mühle auf, da wahrscheinlich der Luftzug das Wasser aus der
10Quelle führte. Als die Höhle zugemauert wurde fieng das Was-
11ser wieder zu fließen an. – Am Ende ist unsere ganze Erde eine
12Dampfmaschine – es gehen immerwährend auch im Schooße der-
13selben chemische Prozesse vor.
14Der Folianten Mann Pater Kircher behauptete, das Wasser
15dringe aus dem Meere seitwärts in die Erde ein, und steige dann
16durch diese in Haarröhrchen auf und bilde also die Quellen.
17Allein Lulofs machte die Versuche nach, auf welche er sich
18beruft, und fand sie falsch. Wahrscheinlich hat also der Herr Pater
19gelogen.
20Die Quellen haben verschiedene Eigenheiten. Es giebt Quellen,61
21die nur in sehr nassen Jahren fließen. Der Bauer nennt sie Hun-
22gerquellen, weil man sich in solchen Jahren, gewöhnlich nicht
23viel Fruchtbarkeit versprechen darf. Sie gründen sich ganz auf die
24Wirkung des Hebers, und es hat damit kurz folgende Bewandtniß.
25Es seyFig.1 im Berge A ein Wasserbehälter B, der durch den
26Kanal C bey D seinen Ausfluß habe. In nicht sehr nassen Jahren
27wird sich das Reservoir B, nie über die Höhe des Hebers C füllen;
28folglich kann auch dann bey der Quelle D, nie Wasser ausflie-
29ßen. Hingegen wenn in einem ausserordentlich nassen Jahre das
30Behältniß B, sich über die Höhe des Hebers C füllt, so fließt durch
31denselben alles Wasser in einem fort zur Oeffnung D heraus.
32Ganz auf eine ähnliche Art, hat man sich auch die Erscheinun-
33gen beym Zirknitzer See in Nieder-Crain | und dem Eichner See62
34im Baadenschen, so wie den berühmten Quell des Plinius (Epist.
35lib.IV.Ep.30.) beym Lago di Como (Lacus Larius)zu erklä-
36ren, worüber H. v. Segner zwey Programme (Göttingen 1737)
37schrieb. Ueber den Eichner See sehe man Sanders kleine Schriften
381 Theil S. 128; über den Cirknitzer See, Grubers Briefe hydrogra-
39phischen und physikalischen Inhalts aus Krain, Wien bey Kraus
401781, 8vo mit vielen Kupfern; und über alle diese Erscheinungen:
41Erinnerung. aus Lichtenb. Physik, 2 Theil S. 224. Es stelle nähm-