II. Theorische Astronomie. 5. Von den Kometen.
769
244318
244320
2
0
1Doch der beste Beweis, daß man von einer Annäherung der
2Kometen nichts zu befürchten habe, ist wohl die Erfahrung selbst.
3Im Jahre 1454 gieng ein Komet zwischen der Erde und dem Mond
4durch∗; und der Komet von 1770 war nur 6mahl weiter von uns
5entfernt, als der Mond; und hatten doch nicht | den mindesten551
6Einfluß auf unsere Erde. Denkt man vollends an ihre Lockerheit
7und Nebelartige Beschaffenheit, so muß wohl alle Furcht gänzlich
8verschwinden.
9Noch weit weniger hat man von den Schweifen der Kometen
10zu fürchten. Sie müssen den Umständen nach so locker seyn, daß
11vermuthlich die Dünste eines Kubikfußes Wassers hinreichend
12wären, eine ähnliche Erscheinung darzustellen.
13Und so darf man denn wegen der Kometen vollkommen ruhig
14schlafen, wenn uns nur sonst nichts quält. Es ist um Vieles Vieles
15wahrscheinlicher, daß in einer Bataille ein Paar Kugeln auf ein-
16ander treffen – um Vieles, Vieles wahrscheinlicher, daß in dieser
17Stunde mein Haus einstürzt und mich begräbt, als daß ein Komet
18an unsere Erde stößt. In der That, die Furcht vor diesem Zusam-
19menstoßen hat viel Aehnliches mit der Besorgniß jenes Irländers,
20der einen Menschen über eine Straße galloppiren sah, und einige
21Minuten darauf einen andern durch eine andere Strasse, welche
22erstere durch|schnitte, und dabey ausrief: das war ein Gottes-552
23glück, daß der erste schon weg war, als der zweyte kam, was
24das für ein Unglück hätte werden können, wenn sie gerade in der
25Mitte zusammengekommen wären! – Ganz unmöglich ist aller-
26dings ein Zusammenrennen eines Kometen mit der Erde nicht.
27Es ist wohl auch schon so etwas einmahl geschehen; wie Figura
28zeiget, möchte man sagen. Aber was ists dann weiter! Soll denn
29entweder dieser Klumpen Erde, oder wir auf derselben, ewig dau-
30ern wollen†. –