1eingeführt werden sollte; und dieß ist denn | der Gregorianische471
2Kalender, oder der neue Styl, im Gegensatz des Julianischen
3Kalenders oder des alten Styls. Alle katholische Staaten nahmen
4ihn an. Aber die Protestanten weigerten sich lange es zu thun.
5Endlich geschah es doch in Deutschland, so wie in Holland, Däne-
6mark und in der Schweiz im J. 1700. Man ließ in diesem Jahre
7die zehn lezten Tage des Febr. zugleich mit dem in selbiges Jahr
8nach dem alten Styl einfallenden Schaltjahr hinweg, so, daß auf
9den 18. Febr. sogleich der 1te März folgte. Dieß ist denn der
10verbesserte Kalender, bey welchem man übrigens das Osterfest
11nicht nach den Gregorianischen Epakten, sondern nach den
12Astronomischen berechnete – In England erfolgte die Annahme
13des Gregorianischen Kalenders, nach vielen Debatten, erst im
14J. 1752. Man zählte am 20. Aug. sogleich den ersten Sept. das
15gab einen fürchterlichen Lärm. Es ist auch kein Spas, sogleich
1611 Tage zu verlieren. Hogarth hat unter seinen Zeichnungen
17auch einen Kerl, der schreyt: Gebt uns unsere 11 Tage | wieder.472
18In Schweden wurde der neue Kalender im J. 1753 eingeführt, da
19man nach dem 17. Febr. sogleich den 1. März zählte. Und nun
20ist ausser Rußland kein Staat in Europa mehr, wo noch der alte
21oder Julianische Kalender üblich wäre. Man pflegt indeß auch
22dort zu der alten Bestimmung noch die neue hinzuzusetzen, und
23schreibt z.B.27. Novemb.8. Decemb..
24Der verbesserte Kalender in Deutschland, bezog sich blos auf
25die gleiche Zählung in den Tagen; aber nicht wie schon erin-
26nert wurde auch auf die gleiche Bestimmung des Osterfestes. Die
27Katholicken hielten sich in Ansehung der Feyer desselben, an den
28vermeinten oder wirklichen Beschluß des Conciliums zu Nicäa,
29der durch das Concilium zu Trident zu einem Gesetz gemacht
30wurde, daß nähmlich die Ostern jedesmahl am Sonntag nach
31dem Vollmond, nach der Frühlingsnachtgleiche gefeyert werden
32sollen, ausgenommen, wenn der Vollmond auf diesen Sonntag
33selbst fiele, | wo sie am Sonntag darauf, um mit den Juden nicht473
34zusammen zu treffen, gefeyert werden sollten. Man berechnete
35nun den Ostervollmond durch die sogenannte Cyclische Fest-
36rechnung (Computus ecclesiasticus). Allein es war lächerlich, daß
37man dabey darauf keine Rücksicht nahm, daß nicht die ganze
38Christenheit zu gleicher Zeit Vollmond hat. Man konnte also in
39Osten Ostern um mehrere Tage früher feyern, als in Westen; wenn
40es in einer Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag z.B. in Osten
41um 10 Uhr und in Westen um 3 Uhr Vollmond wurde. – Nur die