II. Theorische Astronomie. 1. Von der Erde.
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1man die | Stadien der Alten nur so bestimmen, und auf unsere274
2Maße reduciren, wenn | wir die Stücke, die sie gemessen, ihnen275
3mit unseren Maßen nachmessen.
4Im Jahre 827 ließ der Kalif Al Mamon in der Ebene von276
5Singar an der Küste des arabischen Meerbusens, eine sehr genaue
6Gradmessung vornehmen. Wir wissen aber von derselben nichts
7weiter, als daß von den Meilen oder dem Maßstabe, dessen man
8sich dabey bediente, 56 auf einen Grad gingen.
9Von nun an bis zum Jahre 1550 hat man keine Spur von277
10einer Gradmessung. Da aber versuchte Fernel ein französischer
11Arzt, eine solche Messung aufs neue. Er wählte dazu die zwey
12Orte Paris und Amiens, welche unter dem nämlichen Meridian
13lagen, und nach astronomischen Bestimmungen gerade um einen
14Grad von einander entfernt waren. Die Distanz zwischen beyden
15Orten fand er mittelst eines Meilenmessers am Wagenrade und
1656746 Toisen groß. Ein Beweiß, daß er sehr richtig gemessen hat.
17Nun kam Willebrord Snellius Prof. der Mathematik zu
18Leiden, gestorben im Jahre 1626. Er maß im Jahr 1615, zwischen
19Alkmar und Bergen op zom, einen Meridiangrad, nach der einzig
20richtigen Methode, der man sich noch bis auf den heutigen Tag
21bedient, und fand denselben 55021 | Toisen groß. Er fehlte zwar278
22gewaltig. Aber dieß rührte nicht von der Methode her, sondern
23lag in der Mangelhaftigkeit der Instrumente und andern Ursa-
24chen. Muschenbroek wiederhohlte die nämliche Messung und
25berechnete daraus den Meridiangrad zu 57145 Toisen.
26Da die Methode, welche Snellius zuerst anwendete, wie ge-
27sagt, die einzig richtige ist, und man dieselbe noch bis auf diesen
28Tag gebraucht: so verdient sie wohl eine nähere Erklärung. Sie
29zerfällt in zwey Haupttheile, den geometrischen und astronomi-
30schen.
31Der geometrische sucht die Entfernung zweyer Orte auf der
32Erde, die unter einem Meridian liegen, auf das genaueste zu
33bestimmen. Es sey diese Entfernung AF (Fig. 34). Da sie mehrere
34Meilen beträgt, so ist an eine unmittelbare Messung derselben mit
35der | Meßruthe nicht zu denken. Auch kann man von A aus nicht279
36nach F sehen. Und so muß also AF geometrisch bestimmt werden.
37Dieß geschieht auf folgende Art. – Man wählt zuerst schickliche
38Standpunkte, aus welchen man von einem auf den andern sehen
39kann, z.B. E, B, C, D und mißt dann eine Standlinie oder Basis
40MN, mit wirklichen Meßinstrumenten auf das genaueste. Hierauf
41wird folgendes bestimmt.