XI. Von der magnetischen Kraft. §. 556.
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1dieser auf der Erde. Und da hat denn Gabler folgenden schönen
2Gedanken: Das Eisen bestehe aus lauter atomischen Magneten,
3deren jeder eben so gut seine Polarität hat, wie man sie an der
4Na|del bemerkt; allein sie liegen alle so unregelmässig durchein-369
5ander, daß sie keine magnetische Erscheinungen äußern können.
6Es liegen z.B. nach einer Seite des Eisens zu, eben so viele Nord-
7als Südpole; und da kann denn eben so wenig eine Wirkung
8erfolgen, als wenn man eine Schachtel voll wirklicher Magnete
9hätte, und sie durcheinander schüttelte. Bringt man hingegen dem
10Eisen einen Magneten nahe, so kommen die kleinen Magnete alle
11in Ordnung, alle Südpole z.B. gegen den Nordpol des Magneten;
12bringt man ihn wieder hinweg, so überwindet die Kohäsionskraft
13des Eisens die magnetische Kraft der kleinen Atome, und sie kom-
14men wieder in die vorige Unordnung.
15Dieß ist wirklich keine schlechte Vorstellung! Es erklärt sich
16daraus vortrefflich das Bestreichen an der Erde, oder wie Eisen,
17blos durch seine Richtung gegen Norden von selbst magnetisch
18wird. Die magnetischen Pole der Erde disponiren | nähmlich die370
19kleinen Magnetnadeln des Eisens so, daß alle Südpole derselben
20nach einer, und alle Nordpole nach der anderen Seite zu, zu lie-
21gen kommen. – Es erklärt sich daraus, warum der Magnetismus
22des Eisens merklicher wird, wenn zu erwähnter Richtung noch
23Erschütterung kömmt; durch Erschütterung leidet nähmlich die
24Kohäsionskraft des Eisens – denn jede Erschütterung ist Zer-
25stöhrung, wie man dieß am deutlichsten beym Glase sieht. Es wer-
26den also die kleinen Magnetnadeln des Eisens wieder so disponirt,
27daß sie von den magnetischen Polen der Erde können angezogen
28und abgestossen werden – Es erklärt sich ferner daraus Alles,
29was man unter der Mittheilung des Magnetismus begreift. Man
30denke nur an die Catena Platonis. Hängt man an einen solchen
31Ring unpartheyisches Eisen, das ist solches, welches von beyden
32Polen gezogen wird: so wirkt dieses auch auf den Feilstaub. Der
33Ring wirk|te vorher nicht auf denselben. Dieß ist auch der Fall,371
34wenn zwey, drey, vier und noch mehrere Ringe angehängt sind.
35– Man denke ferner an den bekannten Versuch, wo wenn man
36Eisenfeilstaub auf Papier legt, und das Hufeisen darunter hält,
37derselbe mit dem einen Pol aufsteht, mit dem andern aber sich
38niederlegt. Woher rührt nun dieß? Es rührt daher: Die Theile des
39Feilstaubes bekommen auf kurze Zeit eine Polarität, so wie aber
40der Magnet wieder hinweggenommen wird, gerathen sie in die
41alte Unordnung.