1§. 379–380.
2Gemischte Farben.
3Die gemischten oder zusammengesetzten Farben entstehen daher,
4daß | die Körper, welche dieselbe haben, nicht bloß eine Art462
5von einfachem Lichte, sondern mehrere Arten, die in unzähli-
6gen Verhältnissen mit einander verbunden seyn können, in das
7Auge schicken. Wahrscheinlich ist auch kein Körper in der Natur
8vorhanden, der nur homogenes Licht einer einzigen Art zurück-
9strahlte.
10Ovid sagt: (Fastor. V., 213.)
11Saepe ego digestos volui numerare colores,
12Nec potui, numero copia major erat.
13Dieß hat nun der unsterbliche Tobias Mayer gethan. Er hat
14gefunden, daß man 19 Farben von gleicher Spannung unterschei-
15den könne. Aber mit den verschiedenen Abstufungen, welche
16diese Farben durch die Erhöhung mit weiß erhalten können,
17brachte er 819 Farben heraus, welche das menschliche Auge noch
18unterscheiden kann.
19Er nimmt drey Grundfarben an, gelb, blau, roth, weil diese
20durch keine Zusam|mensetzung anderer Farben erhalten werden463
21können, aus ihrer Verbindung aber, alle übrigen Farben entstehen,
22da bekanntlich
23gelb und blau – grün,
24gelb und roth – purpurfarb,
25blau und roth – orange,
26geben. Er stellt sich nun jede der drey Grundfarben, wenn sie
27rein ist, in zwölf Theile getheilt vor, und setzt jedes Zwölftheil
28einer andern Farbe, mache dem Auge was Neues empfindlich, z.B.
2911 Theile blau, und 1 Theil roth; oder 10 Theile blau, 1 Theil roth
30und 1 Theil gelb.
31Es lassen sich nun 12 aus 2 Theilen 33mahl, und aus 3 Thei-
32len 55mahl zusammen setzen. Nimmt man dazu die 3 einfachen
33Farben: so kommen also 91 Farben heraus; und diese 91 Farben
34ordnete Mayer in seinem berühmten Farbentriangel folgender
35massen: die 3 einfachen setzte er in gleiche Weiten von einander,
36in die Winkel des gleichseitigen Dreyecks | RGB. (Fig. 69.) Von464
37einer jeden zur andern ließ er die Mischungen aus ihnen beyden