1Ueberhaupt ist Chladnis Buch: »Entdeckungen über die Theo-
2rie des Klanges, Leipzig 1787, 4.« ein Meisterstück, und verdiente
3besser bekannt zu werden.∗Hätte | ein Engländer oder ein Fran-263
4zose solche Entdeckungen gemacht: wie würde man da gejubelt
5haben! – Dieser Chladni ist derselbe, der auch der Erfinder
6des Euphons ist, und der Behaupter, daß die großen Klumpen
7von Eisen, die in Siberien und Südamerika gefunden wurden,
8Sternschuppen wären.
9§. 268.
10Zeit zur Fortpflanzung des Schalls.
11Der Schall pflanzt sich in einer Sekunde 1038 Pariser Fuß weit
12fort. Dieß ist eine der wichtigsten Angaben. Wie man zu | sol-264
13chen Angaben kommt, läßt sich leicht begreifen – mittelst Kano-
14nen und Tertien-Uhren. Je weiter die Entfernung, desto beßer. –
15Die Lichtenbergische Tertien-Uhr war vom jungen Ahrens in
16Hanover, und kostete 8 Louisd’or. Wer sich so kostbare Instru-
17mente nicht anschaffen kann, der muß sich auf andere Art, z.B.
18mit Zählen helfen.
19Franklin hat dazu den Vaterunser vorgeschlagen. Zu so einem
20profanen Gebrauch wollte Lichtenberg denn doch nicht rathen.
21Er schlug deßhalb vor, sich anzugewöhnen, in einer Sekunde so
22schnell als möglich, bis auf 10 zu zählen. Hat man bis auf 5
23gezählt, so hat man gerade eine halbe Sekunde oder 30 Tertien.
24Lichtenberg überzeugte sich auf verschiedene Art von der
25Richtigkeit der obigen Angabe, über die Fortpflanzung des Schalls
26in einer Sekunde. Vor seinem Gartenhause außer dem Wehnder
27Thore (in Göttingen), | konnte er recht gut mit einem guten Tele-265
28scop, den Hammer von der Uhr auf dem Jakobithurm sehen. Wie
29sich der Hammer hub, hielt er den Finger auf die Tertien-Uhr, und
30sobald er den Schall hörte, nahm er ihn wieder weg, und erwarb
31sich durch mehrere solcher Beobachtungen eine große Fertigkeit.
32Vom Jakobithurm bis zu seinem Gartenhause sind 2933 Calen-