VI. Wirkungen der anziehenden Kraft. §. 180.
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1Aber noch weit auffallender beweist den Satz der Lichtenber-
2gische Versuch mit einer 100 Zoll langen Glasröhre, in welcher
3er das Quecksilber hielt. Am 8. Jan. 1795 ward derselbe zum
4ersten Mahle im Auditorio gemacht.
5Was sich Lichtenberg freute, wie er gelang! Das Quecksilber473
6war über ein Vierteljahr in der Röhre. Er wurde durch die Schrift
7des van Swindende hypothesibus(§. 9) auf diesen Versuch auf-
8merksam gemacht. Dieser führt eine Schrift des Asclepius zu
9Rom an, der das Quecksilber 72 Zoll hoch gehalten hat. Das
10Original ist sehr rar. Ein gewisser Voegen hat es ins Holländi-
11sche übersetzt. Ein gewisser Spannius (Lichtenberg konnte sich
12auf den italiänischen Nahmen nicht recht besinnen) hat es noch
13weiter wie Asclepius gebracht. Er hielt es 12 Fuß hoch zwey
14Tage lang. – Die Glasröhre muß naß gemacht werden, wenn das
15Ankleben gut von statten gehen soll.
16Die Anhänglichkeit des Glases an das Wasser ist bekannt. Nah-
17mentlich zieht das Glas das Wasser recht stark an, | welches, um474
18mehr Holz zu ersparen, mit mehr Laugensalz vermischt ist, weil
19die Affinität zwischen Laugensalz und Wasser groß ist. – Wenn
20man über ein Glas einen Faden unter einem gewissen Winkel hän-
21gen läßt, und nun mit dem Finger einen Tropfen Wasser darauf
22bringt, so klebt der Faden sogleich an das Glas an. – Ein anderer
23Versuch mit einer Glasspritze und Seifenbrühe beweist dasselbe
24noch schöner. Eine Erfindung von Lichtenberg. Er entdeckte
25sie Kästner u. Hollmann, denen sie aber nicht bekannt war.
26Man muß eine Quantität Seifenbrühe in die Spritze hinein ziehen,
27dann mit einem sachten verticalen Zug fortfahren, in die Höhe
28zu ziehen. Da bilden sich so regelmässige Figuren, wogegen die
29Bienenzellen gar nicht aufkommen können.
30Bley zieht das Quecksilber an, es muß aber frisch abgeschabt475
31seyn. Lichtenberg setzte einmahl zwey solche Bleycylinder auf
32einander, und konnte sie nach einiger Zeit nicht mehr auseinander
33bringen. Es entstand eine kalte Löthung.
34Um die anziehende Kraft zwischen festen Körpern und Was-
35ser recht auffallend zu zeigen, wurde ein Versuch mit drey mes-
36singenen und drey zinnenen Scheibchen angestellt, die auf der
37einen Seite gut polirt, und auf der andern nicht polirten Seite
38mit einem Häckchen versehen waren, um sie an einer Waage
39aufhängen zu können. Der kleinsten Scheibe Durchmesser von
40jedem Metall verhielt sich zur zweyten wie 1 : 2, und zur dritten
41wie 1 : 3. – Nun wurde ein solches Scheibchen auf einer feinen