1§. 89. folg.
2Flaschenzug (Polyspastus.)
3Hier muß vor allen Dingen bemerkt werden, daß die Rollen
4durchaus nicht die Kraft verstärken, sondern nur die Richtung
5verändern. Die Einbildungskraft spielt uns hier einen gar üblen
6Streich. – Es ist also vollkommen einerley, in Rücksicht auf die
7anzuwendende Kraft, ob man den Ei|mer aus dem Brunnen so vor200
8sich her, oder über das Rad heraus zieht. Leichter ist es allerdings
9in dem letzteren Fall, weil uns da das Ding wohlfeiler zu stehen
10kommt. Man darf sich nicht über den Brunnen legen. Der Körper
11wiegt also nicht. – Allein beymPolyspastoist alles anders.
12Wenn nähmlich die Schnur, die an dem obern unbeweglichen
13Kloben DE (Fig. 17) bey E befestiget ist, um die Rolle FG her-
14umgeht, so braucht man nur halb so viel Kraft das Gewicht P zu
15tragen, als sonst erforderlich seyn würde. Führt man die Schnur
16noch um die Rolle KL herum z.B. bis O: so ist alles noch einerley;
17denn die Rolle KL dient blos die Richtung zu ändern, ja nicht die
18Kraft zu verstärken. Führt man aber die Schnur herunter, und um
19die Rolle HI herum nach N zu oder auch um die Rolle NN | nach201
20C zu, so braucht man wieder nur die halbe Kraft das Gewicht P zu
21tragen, als vorher erforderlich gewesen seyn würde. Und so geht
22das Ding immerfort.
23Weil die Schnur auch an dem untern Kloben AB befestigt wer-
24den kann: so muß man die Last (P) die vermittelst eines Fla-
25schenzuges getragen werden soll, durch die Anzahl der Stricke,
26an welchen der untere Kloben hängt, dividiren, um die Kraft (C)
27zu finden, die mit ihr im Gleichgewichte steht.
28Menschen können sich vermittelst solcher Flaschenzüge be-
29quem selbst hinaufziehen. Vorzüglich sind sie aber beym Seewe-
30sen von unsäglichem Nutzen. – Es giebt eine Menge von Arten
31die Rollen zu verbinden. Eine der bequemsten ist folgende. Siehe
32Fig. 18. Wiegt also das Gewicht a 32 Pfund, so trägt man in b | nur202
3316 Pfund, in c 8 Pfund und in d 4 Pfund. Also 4 Pfund in e, halten
34dem Gewicht a das Gleichgewicht. Sehr hoch kann man freylich
35mittelst einer solchen Maschine Lasten nicht heben. Wollte man
36z.B. auf den Jakobithurm etwas hinaufbringen: so müßte man
37vorher eine Maschine bauen, die ein paarmahl so hoch wäre,
38alsder Thurm selbst. Allein es kommt öfters nur auf Kleinigkeiten
39an z.B. nur eine große Last vom Pflaster auf eine Schleife hinauf-
40zubringen, und dann sind sie sehr wohl zu gebrauchen.