1Dritter Abschnitt.
2Von der Bewegung überhaupt.
3§. 40.
4Alles, was auf unsere äußere Sinne wirkt, also alle Körper müssen
5wir uns im Raum gedenken. – Der ganze große Raum, den die
6Körper einnehmen, heißt der absolute Raum. – Wir müssen uns
7denselben als unendlich denken.
8§. 42.108
9Die absolute Bewegung eines Körpers können wir nie beurtheilen,
10Es kann also ein Körper absolute ruhen und relative sich bewegen
11und umgekehrt. So ruht die Sonne absolute und bewegt sich rela-
12tive. Die Dinge auf dem Tische ruhen relative, weil sich die Erde
13bewegt.
14§. 43.
15Fährt man mit der Kreide auf der Tafel, so kömmt bey der Betrach-
16tung der Bewegung sogleich auch die Betrachtung der Zeit dazwi-
17schen. Raum ist ja Anschauungsform unserer äußern Sinne. Da
18aber alle Veränderungen und Vorstellungen, Veränderungen in
19uns sind, so müssen wir sie auch in der Zeit sehen.
20Betrachtet man die Kreide als einen Punkt, so beschreibt sie
21eine Linie. Diese heißt ihr Weg oder auch der Raum ihrer | Bewe-109
22gung. Ist dieser Weg eine gerade Linie, so nennt man ihn Richtung.
23In einer krummen Linie ist die Richtung die Tangente für den
24Punkt der krummen Linie, wo sich der Körper befindet.
25§. 44.
26Zeit und Raum d.i. Weg führen auf Geschwindigkeit. Der gemein-
27ste Menschenverstand braucht die Vergleichung von beyden zur
28Bestimmung derselben. Wie würde der einfältigste Bauer lachen,
29wenn man sagen wollte: Was der Mensch geschwind geritten ist,