1ein solches Repertorium für Alle seyn, deren Lehrer Lichten-
2berg einst war! Haben sie selbst keines angelegt, so leistet es
3ihnen den Dienst des eigenen, und gewähret ihnen den schönen
4Genuß, sich gleichsam verjüngt in jene Zeiten zu denken, wo
5sie auf einer der amphitheatralisch sich erheben|den Bänke desV
6Lichtenbergischen Auditoriums sassen – unten den großen
7Mann vor sich stehen sahen u. s. w. Haben sie sich aber selbst
8solche Bemerkungen gesammelt, wie angenehm muß es nicht
9seyn, das Fremde mit dem Eigenen zu vergleichen, und durch diese
10Vergleichung entweder das eine oder das andere zu berichtigen!
11Wie wenn vollends hierdurch Veranlassung gegeben würde, alle
12Bemerkungen aus Lichtenbergs Vorlesungen zu sammeln, sie
13zu einem Ganzen umzuschmelzen, mit den neuern Entdeckungen
14zu erweitern, und dann Alles – etwa in der Gestalt der Euler-
15schen oder Huberschen Briefe, dem physikalischen Publikum
16mitzutheilen.
17Endlich – ich will es nicht läugnen, war ich sogar der Meinung,
18daß meine Erinnerungen selbst Gelehrten | von Profession, beson-VI
19ders solchen, die den glücklichen Beruf haben, Vorlesungen über
20die Naturlehre zu halten, nicht unangenehm seyn dürften. Nicht
21als ob sie daraus etwas Neues und Unbekanntes lernen würden;
22aber es muß doch solchen Männern interessant seyn, zu erfahren,
23wie derjenige, den sie gewiß alle für ihres Gleichen ansehen, sich
24bey dem Vortrage ihrer Wissenschaft benommen, welchen Gang
25er gewählt, was er als besonders wichtig hervorgezogen, welche
26Versuche er, unter den unzähligen auserlesen u.s.w. habe.
27Dieß Alles überwog denn die große Bedenklichkeit, welche
28sich meinem Vorhaben entgegen stellte. Es fiel mir nähmlich
29immer schwer aufs Herz, daß man es öfters schon und vielleicht
30nicht | mit Unrecht getadelt hat, wenn nach dem Tode berühmterVII
31Universitäts-Gelehrten, von allen Seiten her die Schüler eilten,
32ihre ängstlich nachgeschriebenen Hefte, als Vorlesungen dieser
33Männer an das Tageslicht zu fördern. Aber die zwey vorzüg-
34lichsten Gründe, durch welche man diesen Tadel unterstützt –
35daß auf solche Art die erbärmlichsten Machwerke zum Vorschein
36kämen, und daß dadurch immer die Ehre und der gute Nahme des
37Gelehrten selbst litte, dessen Nahmen sie an der Stirne trügen –
38treffen mich glücklicher Weise nicht. Und so verschwand denn
39jene Bedenklichkeit allmählich ganz. Nicht, als ob ich von meinen
40Erinnerungen mehr hielte, als sichs gebührt zu halten, ach! ich