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Nr. 15VII D 1, 10r – 13r
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So wie wir uns von Seiten der Mathematik Grenzen gesezt ha-
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ben, die unsere Physik von der angewandten Mathematik tren-
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nen, so müssen wir uns auch Gräntzen von Seiten der Metaphy-
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sik setzen. Das Land jenseit beyder Grentze verdiente wohl einer
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eigenen Behandlung in besondern Stunden. So wie di[e]se die Er-
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fahrung erweitert in eine Ferne hinaus, wo es eingeschräncktere
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Wesen, wie wir, auf dem Wege der Experimente nicht mehr fol-
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gen können, so kan in diesem Theile, der sich bloß auf menschli-
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che Natur gründet, gar nichts durch Erfahrung aus gemacht wer-
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den kan.
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Man stelle sich doch ums Himmelswillen vor; sehen wir empfin-
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ja nichts und können ja nichts anderes empfinden als uns selbst
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und unsere eigenen Modificationen, die Modificationen unseres
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11r = αIch stehe noch an der Lehre von der Theilbarkeit der Materie,
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Naturlehre bestimmte, die wir hier lehren, daß hier vorzüglich
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zwey Ausschweifungen vermieden werden müssen, wenn man
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nicht alles durch einander werfen will. Nämlich von der einen
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Seite, alles was bloß durch Mathematik aus dem Radicalphysi-
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schen gefolgert werden kan, ohne die mindeste DaZwischen-
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Mathematik, und von der andern das Metaphysische. Was ist
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nun das Metaphysische?
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Alle wahre Metaphysik ist bloß aus dem Wesen unseres Den-
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weil sie nicht von der Erfahrung hergenommen ist, sondern sie
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enthält die reine Handlung des Denckens, und folglich Begriffe à
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priori, wodurch hernach der andere Theil bey dem Processe, das