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1849: „Listing“; (Inv. math. Physik; UAG Sek. 460.1, Nr. 55, p. 11): „121. Ein
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Augenmodell als Camera clara (von Beyer in Hamburg).“
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Literatur: Beyer, Beschreibung o.J.
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Johann Beyer (1673 – 1751) war als Astronom und Hersteller astronomischer,
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optischer und mechanischer Instrumente und Globen in Hamburg tätig. – Beyers
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undatierte gedruckte „Beschreibung eines neu-inventirten Modells von dem
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Menschlichen Auge“ ist mit Uffenbachs Bibliothek (SUB HSD 4 BIBL UFF 321
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[6] u. [7]) nach Göttingen gekommen: „Es bestehet dieses Modell in einer
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innwendig hohlen und auswendig runden Kugel von Pappe, so daß dieselbe die
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Sclerotica oder äusere harte Haut des Auges vorstellet. Die Concavität dieser
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Kugel ist 8. Zoll im Diametro. Diese Kugel ist auf einem Gestell und in einem
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halben Circul dermassen befestiget, daß man sie, so zu reden, mit zweyen
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Fingern gar leicht rechts und lincks, auch über sich und unter sich gleich dem
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menschlichen Auge bewegen kan. Vorn an dieser Kugel siehet man 1) die
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Cornea, oder das Horn-Häutlein, 2) Uvea, das Trauben-Häutlein, 3) die Pupilla,
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oder den Aug-Apfel, auf das deutlichste vorgestellet. Hinter die Pupillam stehen
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ein Linsen-formiges geschliffen Glaß, welches die Humor Crystallinicus, oder
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Crystallinische Feuchtigkeit, vorstellet, und ist in einer Röhre befestiget, mit
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welcher man es von hinten herausnehmen und reinigen kan. Hinten in dieser
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Kugel ist eine Röhre von ohngefehr 3. Zoll im Diametro, die sich nach eines
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jeden nahen oder weiten Gesichte aus- und einziehen lässet. Mitten in dieser
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Röhre stehet (anstatt der Retinae, oder dem weißlichten Häutlein, worauf sich im
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menschlichen Auge die Bilder praesentiren,) ein mattgeschliffen Spiegel-Glaß,
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worauf alle Bilder, so von vorn durch die Pupillam hineinfallen, auf das netteste
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und schönste, aber umgekehrt, wie in dem menschlichen Auge zu sehen sind, und
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ist diese Röhre mit einem Schrauben-Deckel vor Staub und Unreinigkeit
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verwahret. Will man aber haben, daß sich die Bilder aufrecht, wie man sie mit
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blossen Gesichte siehet, und nicht verkehrt praesentiren sollen, so darf man nur
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hinten vor diese Röhre einen kleinen Spiegel etwa einer Hand groß halten, und
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das oberste vom Spiegel nach sich etwas herüber lencken, und dann von oben in
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den Spiegel hinein sehen, so wird man alles Wunder-schön und aufrecht darinn
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erblicken, und stellet also dieses Modell zugleich eine Camera obscura vor, die
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mit dem menschlichen Auge so genau überein kömmt, als man vorhin schwerlich
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wird gesehen haben. // Dieses Modell wird gemacht und ist zu bekommen bey
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Johann Beyer in Hamburg unter dem neuen Observatorio, das Stück für 4.
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Rthlr.“ Das Modell funktioniert, wie Beyer richtig beschreibt, nach dem Prinzip
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der Camera obscura und nicht, wie Listing vermerkt, als Camera clara. Zur
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Camera clara vgl. Nr. 221.