II. 3. Von den wässerichten Lufterscheinungen.
883
244432
244434
2
0
1Und so ist es doch einleuchtend: auch in atmosphärische Luft
2könne sich der aufgestiegene Wasserdampf nicht ver|wandeln;204
3eben so wenig, als derselbe durch die auflösende Luft gänzlich
4zersetzt werden kann. Die erste Meynung daher, welche ein Ver-
5ändertwerden dieses Dampfes annimmt, ist ungegründet. Um so
6gewisser muß natürlich die
7Zweyte Meynung
8seyn, nach welcher derselbe unverändert in der Luft, und mit-
9hin blos mechanisch mit ihr verbunden, bis dahin besteht, da
10er wieder, als irgend eine wässerichte Lufterscheinung sichtbar
11wird. Alle Gründe nähmlich, welche die erste Meynung und nah-
12mentlich die chemische Verbindung widerlegen, streiten für diese
13zweyte, und alle Gründe, welche man ihr selbst entgegengesetzt,
14lassen sich leicht widerlegen. Es ist aber vorzüglich Zweyerley,
15was man gegen diese Meynung einwendet und das Er|ste davon205
16besteht darin, daß man sagt: So gäbe es denn durchaus kein
17sicheres Unterscheidungsmerkmahl zwischen einer mechanischen
18und chemischen Verbindung. Unter der erstern muß man doch
19diejenige Verbindung ungleichartiger Stoffe verstehen, in welcher
20die ungleichartigen Theile neben einander liegen; unter der letz-
21ten aber, diejenige Verbindung ungleichartiger Stoffe, in welcher
22durchaus nichts Ungleichartiges neben einander ist.∗Nun muß
23entweder die Verbindung des Wasserdampfs mit der Luft, eine
24chemische seyn, weil ja doch offenbar eine homogene Mischung
25der ungleichartigen Stoffe statt findet; oder es giebt kein | sicheres206
26Criterium zwischen einet chemischen und mechanischen Verbin-
27dung.
28Wie irrig dieser Schluß sey, läßt sich leicht zeigen. Es hat aller-
29dings mit dem erwähnten Charakter einer chemischen und mecha-
30nischen Verbindung seine Richtigkeit; aber natürlich nur da, wo
31er anwendbar ist. Wasserdämpfe, die in freyer Atmosphäre beste-
32hen, sind ja, nicht nur etwas völlig Unsichtbares, sondern auch
33etwas, was auf keinen unsrer übrigen Sinne wirkt; wir kennen
34sie nur aus ihren Wirkungen, und Alles, was man von ihnen
35weiß, wird uns allein durch Schlüsse bekannt! Wie will man also
36da, von ihrer Homogeneität oder Heterogeneität mit der Luft