1Osten in der Richtung dacb. Und dieß ändert die Richtung
2der Axe des Wassersphäroids. Laut des Beharrungsvermögens
3oder der Trägheit, welche jedem Körper eigen ist, kann nähm-
4lich das Wasser nicht so schnell dem Zuge des | Mondes folgen,164
5als es sich gegen Osten hin fortwälzt. Indeß folgen muß es
6doch – und so wälzt es sich eine Weile fort und folget dann;
7und es ereignet sich das Phänomen, welchesFig.14 darstellt.
8Hier ist die große Axe des Wassersphäroids, nicht mehr dem
9Monde zugekehrt, sondern einem Punkt des Himmels, der
10dem Orte a gegen Osten liegt. Erst wenn dieser Ort durch
11die Umdrehung der Erde nach a' gelangt ist – erst also einige
12Zeit nachher, als der Mond im Meridiane dieses Orts gestan-
13den war und nicht im Augenblicke seiner Culmination selbst,
14findet daselbst das hohe Wasser oder die Fluth statt – der
15Erfahrung vollkommen gemäß.
16Aus dieser Darstellung und daraus, was man sonst noch von
17dem Monde, so wie von der Erde weiß, erklären sich nun alle
18Erscheinungen, die man bey Ebbe und Fluth bemerkt, auf das
19über|zeugendste. Es ist nun auf der Stelle begreiflich:165
201. Warum an einem Orte jeden Tag zweymahl volle See und
21zweymahl niedrige See, und jedesmahl nach den erwähnten
22Stunden statt finde. An jedem Tage nähmlich kömmt der
23Mond wegen der Umdrehung der Erde um ihre Axe, zweymahl
24in den Meridian eines Ortes zu stehen, einmahl über, einmahl
25unter dem Horizonte desselben; und jedesmahl ist seine Wir-
26kung auf das Wasser ganz dieselbe. So wie der Ort a (Fig.13.)
27Fluth hat, so hat sie auch der Ort b; und eben so ists also auch
28wenn a nach b, und b nach a, durch die Umdrehung der Erde
29kömmt. Diese Umdrehung aber erfolgt in 24 Stunden. Hat
30also jetzt ein Ort a hohe See, so kömmt er nach 6 Stunden
31nach c, wo niedrige See ist; 6 | Stunden darauf nach b, wo166
32volle See ist; u.s.w. bis a zurück.
332. Warum das Wasser bey der Fluth von Osten her zu steigen
34anfängt, und bey der Ebbe nach Westen hin abfließt. Der
35Mond bewegt sich nähmlich auf seiner Bahn um die Erde in
36der Richtung von Westen gegen Osten, aber bewegt sich nicht
37so schnell, als sich die Erde in derselben Richtung um ihre Axe
38dreht. Er braucht zu seinem Wege mehr Tage, als sie zu ihrem,
39Stunden. Folglich bleibt er im Westen zurück und zieht also
40auch dahin das Wasser.