1Erinerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen,1
2über die Astronomie.
3Die Astronomie hat die Betrachtung des Weltgebäudes zum Ge-
4genstande, und beschäftiget sich mit der Bewegung, Entfernung,
5Größe, Beschaffenheit, und wechselseitigen Wirkung der Him-
6melskörper. Sie zerfällt in drey Haupttheile, in die sphärische,
7theorische und physische Astronomie. Die sphärische bekümmert
8sich blos um den Schein. Sie zeigt uns alle Erscheinungen so, als ob
9wir uns in der Mitte einer hohlen Kugel befänden, und von da aus,
10die Himmelskörper an derselben betrachteten, wie sie sich unserm
11Auge darstellen. | Die theorische, geht schon weiter, und sucht die2
12Wahrheiten auf. Sie zeigt die Erscheinungen, wie sie wirklich sind,
13und nicht wie sie uns scheinen; z.B. daß die Sonne stille stehe,
14und die Erde sich bewege. Die physische, forscht endlich nach
15den Ursachen der Erscheinungen; erklärt z.B. die Bewegungen aus
16den anziehenden Kräften, und aus der allgemeinen Schwere∗–
17Nach dieser Me|thode soll nun auch die Astronomie vorgetragen3
18werden, und nicht nach dem Erxlebenschen Compendium.
19Man hat vorgeschlagen, sie so vorzutragen, daß man ganz auf4
20Alles vergesse, was man von derselben weiß, sich in die Lage
21der frühesten Chaldäer und arabischen Hirten versetze, und den
22Gang verfolge, nach welchem die Menschen zu astronomischen
23Kenntnissen gelangten. Kästner empfiehlt diese Methode sehr,
24und Montücla hat sie bereits in seinerHistoire des Mathe-