1§. 415.
2Das Sonnenmikroscop
3gewährt ein herrliches Schauspiel! Ein Floh erscheint in der Größe
4eines Ochsen, Skelete von Baumblättern, wie große Bäume und
5Gesträuche! Man sieht den Salmiak in Kristalle anschiessen; und
6auf Polypen, die Läuse sich herum bewegen, u.s.w.
7V. Inflexion der Lichtstrahlen.501
8§. 416.
9Beugung des Lichtes.
10Unter der Beugung des Lichtes versteht man die Abweichung der
11Lichtstrahlen von ihrem geradlinichten Wege, wenn sie nahe an
12dem Rande eines Körpers vorbey gehen.
13Grimaldi, ein Jesuite zu Bologna (geb. 1613, gest. 1663), ent-
14deckte diese Eigenschaft des Lichtes um die Mitte des 17ten Jahr-
15hunderts, und machte sie in seinerPhysico-Mathesis de lumine,
16coloribus et iride, Bologna 1665, 4 bekannt. Auch D. Hook,
17einer der größten Physiker Englands, hat darüber fast um dieselbe
18Zeit herrliche Versuche angestellt, und der Societät zu London im
19Jahre 1672 mitgetheilt.
20Grimaldi ließ durch ein kleines Loch in ein verfinstertes Zim-502
21mer Licht fallen. Hielt er nun in einiger Entfernung vom Loche,
22in dieses Licht einen dunkeln Körper, so fand er den Schatten
23desselben viel breiter, als er der Brechung nach, bey geradem
24Fortgange des Lichtes hätte seyn können. Auch sahe er um den
25Schatten herum mehrere farbigte Lichtstreifen. Setzte er z.B. einen
26Stab aa (Fig. 70) in das Licht, so ergab sich folgende Erscheinung:
27a a=Stab
28b b=blau
29c c=nichts
30d d=grün
31f f=nichts
32g g=blau
33h h=schwarz
34i i=roth