Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 401

Band 2 - Teil II - Vom Lichte

VIII. Vom Lichte. §. 383–392.
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1auf der Netzhaut ab, folglich sähen wir noch immer, dasjenige
2oben, was oben ist, und dasjenige unten, was unten ist. Man
3mache sich doch nur deutlich, was oben, und was unten heißt,
4und was das sagen wolle: Ein Gegenstand bildet sich verkehrt auf
5der Netzhaut ab! Oben bleibt uns ewig, was von der Oberfläche
6der Erde am entferntesten ist, und unten, was ihr am nächsten
7ist. Verkehrt erscheint das Bild eines Gegenstandes auf der Netz-
8haut, wenn das, was an dem Gegenstande das Unterste ist, sich
9auf einem höher liegen Theile der Netzhaut, und das, was an
10demselben das Höchste ist, auf einem niedriger liegenden Theile
11der Netzhaut abbildet. – Wenn sich nun Alles verkehrt auf der
12Netzhaut abbildet: so bildet sich ja auch die Oberfläche der Erde
13auf dem höchsten Theile der | Netzhaut ab; so bilden sich auch alle488
14übrigen Gegenstände so auf derselben ab, daß, was vorher oben
15und unten war, es auch jetzo ist; folglich verbleibt Alles beym
16Alten, und mithin Alles gerade.
17Weit wichtiger ist die zweyte Frage, und in der That, die Ant-
18wort darauf noch nicht ganz auf das Reine gebracht – daß sich in
19jedem Auge der Gegenstand wirklich abmahle, und wir den Ein-
20druck von jeden Gegenstand aufnehmen, und folglich jedes Auge
21seinennervus opticushabe, ist gewiß.∗Man kann sich davon,
22aus der | oben (S. 476) angeführten Erscheinung mit den zwey489
23Punkten, überzeugen. Ferner auch aus folgender: wenn man nach
24einem entfernten erleuchteten Gegenstand sieht, und in der nähm-
25lichen Linie den Finger vor das Gesicht hält: so sieht man den
26Finger doppelt, weil er sich in jedem Auge abbildet. Sieht man
27hingegen nach dem Finger, so wird der entfernte Gegenstand dop-
28pelt erscheinen. Doch die simpelste Erfahrung hierüber bleibt
29wohl die: daß, wenn wir das eine Auge schließen, den Gegenstand
30noch immer vermittelst des andern Auges sehen. – Sehen wir also
31einen jeden Gegenstand vermittelst eines jeden unserer Augen:
32wie kommt es, daß, wenn wir beyde Augen zugleich gebrauchen,

Textkritischer Kommentar

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

401 ∗ 
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1Anmerk. In seiner Abhandlung über das Gesicht und die optischen Illu-
2sionen im Allgemeinen, und einiger insonderheit, welche Hr. Justizrath
3Bugge am 9. Jäner 1807 in der königl. Societät der Wissenschaft zu
4Copenhagen vorlas – wirft er auch optische Zweifel auf, gegen De Galls
5Meynung, daß man nicht mit beyden Augen, sondern nur mit einem
6sehe. – Auch zeigte er bey dieser Gelegenheit ein von ihm verfertigtes
7Instrument vor, welches beweist, daß man mit beyden Augen siehet, H.
8A. L. Z. 1807. Intbl. 56.
anmerkung 241800
798061 243951 2

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 243951 798061 Personenregister ~ Bugge, Thomas ~ Sehen. 22975 2 401 * kapitalis Bugge siehe Gesamtregister.
0 243951 798061 Personenregister ~ Gall, Franz Joseph ~ Sehen. 22976 2 401 4 * kapitalis De Galls siehe Gesamtregister.
0 243951 Sachregister ~ Sehen ~ aufrecht sehen. 12397 2 401 1-16 1 auf der Netzhaut ab, folglich sähen wir noch immer, dasjenige oben, was oben ist, und dasjenige unten, was unten ist. Man mache sich doch nur deutlich, was oben, und was unten heißt, und was das sagen wolle: Ein Gegenstand bildet sich verkehrt auf der Netzhaut ab! Oben bleibt uns ewig, was von der Oberfläche der Erde am entferntesten ist, und unten, was ihr am nächsten ist. Verkehrt erscheint das Bild eines Gegenstandes auf der Netz- haut, wenn das, was an dem Gegenstande das Unterste ist, sich auf einem höher liegen Theile der Netzhaut, und das, was an demselben das Höchste ist, auf einem niedriger liegenden Theile der Netzhaut abbildet. – Wenn sich nun Alles verkehrt auf der Netzhaut abbildet: so bildet sich ja auch die Oberfläche der Erde auf dem höchsten Theile der | Netzhaut ab; so bilden sich auch alle 488 übrigen Gegenstände so auf derselben ab, daß, was vorher oben und unten war, es auch jetzo ist; folglich verbleibt Alles beym Alten, und mithin Alles gerade. siehe Gesamtregister.
0 243951 Sachregister ~ Sehen ~ einfach sehen. 12398 2 401 17-32 1 Weit wichtiger ist die zweyte Frage , und in der That, die Ant- wort darauf noch nicht ganz auf das Reine gebracht – daß sich in jedem Auge der Gegenstand wirklich abmahle, und wir den Ein- druck von jeden Gegenstand aufnehmen, und folglich jedes Auge seinen nervus opticus habe, ist gewiß. ∗ Man kann sich davon, aus der | oben (S. 476) angeführten Erscheinung mit den zwey 489 Punkten, überzeugen. Ferner auch aus folgender: wenn man nach einem entfernten erleuchteten Gegenstand sieht, und in der nähm- lichen Linie den Finger vor das Gesicht hält: so sieht man den Finger doppelt, weil er sich in jedem Auge abbildet. Sieht man hingegen nach dem Finger, so wird der entfernte Gegenstand dop- pelt erscheinen. Doch die simpelste Erfahrung hierüber bleibt wohl die: daß, wenn wir das eine Auge schließen, den Gegenstand noch immer vermittelst des andern Auges sehen. – Sehen wir also einen jeden Gegenstand vermittelst eines jeden unserer Augen: wie kommt es, daß, wenn wir beyde Augen zugleich gebrauchen, siehe Gesamtregister.
0 243951 798061 Sachregister ~ Datierung ~ 1807 Januar 9. 22977 2 401 3 * 9. Jäner 1807 siehe Gesamtregister.
aadfb0fb997f11e3a911001fd0a13694

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