1scheiden | Farben an Halstüchern, die hundert Mannspersonen467
2nicht unterscheiden.
3§. 381–382.
4Unterschied zwischen Farbe und Pigment.
5Farbe (color) heißt das reine Licht durch das Prisma;pigmentum
6hingegen die gefärbten Körper, oder die färbenden Stoffe. Colores
7kann man also nicht kaufen. Blaue und gelbe Farbe geben alle-
8mahl in der Mischung eine grüne, aber nicht, blaues und gelbes
9Pigment. So z.B. gibt das blaue Lakmus mit der gelben Salpe-
10tersäure verbunden ein rothes Pigment. – DieVires tingendider
11Farben richten sich gar nicht nach dem Gewichte.
12Anmerkung. Hier sprach Lichtenberg auch von den zufälligen
13Farben, und dem farbenlichten Schatten, deren Erxleben erst
14weiter unten (§. 386) gedenkt.
15Zufällige Farben sind diejenigen, die ihre Entstehung nicht dem468
16äußern Lichte, sondern besondern Umständen des Auges verdan-
17ken. Die Wahrnehmung der Farben ist nähmlich nichts anders, als
18die Wahrnehmung derjenigen Veränderung, welche durch einen
19Lichtstrahl in unserm Auge hervorgebracht wird. An und für sich
20existiren die Farben eben so wenig, als der Raum und die Zeit.
21Wird nun in unserm Auge durch was immer für eine Ursache eine
22ähnliche Veränderung bewirkt, wie die Lichtstrahlen bewirken, so
23entsteht auch eine ähnliche Wahrnehmung.
24Büffon bemerkte, daß, wenn er ein rothes Viereck auf weißem
25Grunde betrachtete, und nach einiger Zeit die Augen auf den
26Grund wandte, dasselbe grün erschien. Ein gelbes zeigte sich blau.
27Er machte den Versuch mit mehreren andern gefärbten Vierecken
28auf weißem Grunde, und sie erschienen ihm alle in andern | Far-469
29ben. Von ihm rührt auch die Benennung der zufälligen Farben her.
30Franklin hat auch Versuche über diese Farben angestellt. Er
31machte die Entdeckung, daß wenn man eine Zeitlang ein Fenster
32unverwandt ansehe, die Fensterscheiben zuletzt schwarz, und die
33Rahmen weiß erscheinen.
34Zu den zufälligen Farben gehören auch die Feuerfunken im
35Auge; ferner das glühende Roth der Buchstaben, wenn man bey
36Untergang der Sonne in einem Buche liest; ferner die Erscheinung:
37daß, wenn man einen Gegenstand lange durch ein rothes Glas