1Achter Abschnitt.317
2Vom Lichte.
3Welch’ ein wichtiger Gegenstand der Natur das Licht für uns sey,
4da es uns den Schauplatz der Welt aufschließt, und bey weitem
5die allermeisten Begriffe zuführt, bedarf wohl keiner Erinnerung.
6Ueber dieß herrscht über dieses wunderbare Agens noch eine
7große Dunkelheit. Man hat bis diese Stunde noch, fast nur Muth-
8maßungen über die wahre Natur desselben.
9Allgemeine Bemerkungen über das Sehen.318
10§. 297.
11Lichtstrahlen.
12Wenn die Sonne über den Horizont herauf tritt, u.s.w. so werden
13wir mit unserem Auge eine Menge Gegenstände gewahr. Es ent-
14steht also die Frage: Wie wird unser Auge von diesen Gegenstän-
15den gerührt? Zwischen uns und den Gegenständen, muß irgend
16ein Agens seyn, durch dessen Einwirkung auf unser Gesichtsor-
17gan, die eigenthümliche Empfindung, die wir Sehen nennen, in
18uns bewirket wird: das ist gewiß; darinn kommen alle Physiker
19überein, so wie in dem Nahmen, den man diesem Agens gibt.
20Es heißt nähmlich das Licht, oder die Lichtmaterie, oder der
21Lichtstoff. Aber | worinn dasselbe bestehe, und auf welche Art319
22es auf unser Gesichtsorgan wirke: darüber ist man noch nicht
23einig. Wir werden weiter unten die vorzüglichsten Hypothesen
24darüber näher beleuchten. Hier bemerken wir blos, daß die Luft
25jenes Agens nicht seyn könne, weil wir ja auch Körper sehen, die
26sich in einem völlig luftleeren Raume befinden.
27Alle Physiker kommen auch darinn überein, daß das Licht,
28es möge übrigens worinn immer bestehen, in geraden Linien,
29die man daher Lichtstrahlen nennt, auf unser Auge wirke. Man
30hat nähmlich die Erfahrung gemacht, daß, wenn das Licht der
31Sonne durch eine kleine Oeffnung in ein verfinstertes Zimmer
32fällt, die Erleuchtung der hintereinander liegenden Lufttheilchen,
33eine gerade Linie bildet. Auch weiß man ja, daß man erleuchtete
34Gegenstände nicht wahrnehmen könne, wenn die gerade Linie
35zwischen ihnen und unsern Augen | unterbrochen wird. – Dieß320
36gewähret den erstaunenden Vortheil, daß sich die Untersuchung