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Proceß vor, wir hauchen dephlog. Luft ein und hauchen fixe und Wasser-
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dampf zum Theil wenigstens wieder aus. Hier ist also eine ähnliche Ver-
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wandlung vorgegangen, die hier entstandene freye Wärme vermehrt zum
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Theil die Temperatur, zum Theil aber wird sie auch vom Blute, dem
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arteriellen verschluckt, dessen Capacität dadurch vermehrt wird, dieses
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indem es durch die Adern des Körpers läuft, nimmt wiederum brennbares
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auf, und weil seine Capacität dadurch vermindert wird, setzt es Wärme
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ab, und dadurch entsteht also noch neue Wärme, selbst außerhalb des
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Hauptsitzes des Wärme-Quells, der Lunge u. s. w. Gegen diese Erkläreung
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wird mit Recht eingewendet, daß bey den reinsten phlogistischen Proces-
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sen, bey dem Verbrennen des Phosphors, des Schwefels in dephlog. Luft,
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beym Verkalchen vieler Metalle, bey ihrer Zersetzung durch Salpeter-Luft
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etc. nie fixe Luft entstehe. Dieses haben Hr. Cavendish, Hr. Lavoisier
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und Hr. Gren außer allem Zweifel gesetzt. Da, wo sie entsteht, wird sie
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weit natürlicher ganz oder doch ein Haupt-Grundstoff von ihr, in dem
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brennenden Körper gesucht, aus welchem sie sich während des Processes
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entwickelt. Auch ist die Entstehung des Wasserdampfs aus dephlog. Luft
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hierbey wenigstens verdächtig, da, wenn Wasser bey diesem Proceß
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entsteht, der Quell davon viel einfacher und leichter in den brennenden
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Körper selbst gesucht wird. Also auf diesem Wege kömmt Hr. C. nicht
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aus. Er würde ihn nicht einmahl betreten haben, wenn ihm die Versuche
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der eben genannten Männer bekannt, oder seinem Geiste gegenwärtig
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gewesen wären, und sein edler Charakter läßt vermuthen, daß er ihn
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verlassen wird, so bald sie ihm bekannt, oder in Erinnerung gebracht
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werden. Allein es ist in dem Hauptfundament seiner Lehre doch so viel
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Großes und Wahres, daß sich immer das beste davon jeder Erweiterung
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unserer Erkenntniß hierin wird anpassen lassen, so wie auch schon zum
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Theil die Abänderungen in seiner neuen Ausgabe, solche Anpassungen
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sind. Genug daß beym Verbrennen reine Luft verschwindet. Was auch aus
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ihr geworden seyn mag, so ist wohl so viel gewiß, daß sie als solche
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nirgends mehr zu finden ist, ihre Bestandtheile sind getrennt worden, der
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mit ihr verbundene Wärmestoff ist frey geworden, der latente sowohl als
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chemisch gebundene, und da beym Verbrennen des Phosphors, des
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Schwefels, dem Verkalchen der Metalle u. s. w., der ponderable Theil des
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Residuums an Gewicht zugenommen hat, und zwar nach einigen
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Versuchen um so viel als die Luft verloren hat, so ist es nicht unwahr-
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scheinlich daß sich der andere zum festen oder tropfbaren Körper damit
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verbunden habe. Dieses, glaube ich, reicht völlig hin die dabey entstandene
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Hitze zu erklären, ob es gleich nicht geläugnet werden kann, daß auch der
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brennende Körper bey einer so großen Zersetzung der Theile, als beym
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Verbrennen vorgeht, Wärmestoff hergegeben haben kann. Allein
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was bewürkt denn hierbey die Zersetzung? Nach der antiphlogistischen
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Chymie ist es bloß erhöhte Temperatur. Ich bin aber noch geneigt zu
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glauben, daß der brennende Körper etwas hergiebt, das anfangs durch
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bloßes Reiben wie etwa electrische Materie frey gemacht wird, oder es