Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 233

Band 4 - IX. Von der Wärme und Kälte - Heffte

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1 {NB. NB.} Ich glaube daß dieses noch eines von den besten
2 Mitteln ist den Mayerschen Streit zu entscheiden
3 Auch vielleicht das hart sieden der Eyer zu versuchen und was
4 sich da zeigt zu sehen.
5 Auf den Wärmesammler Rücksicht zu nehmen.541
6 HE. v. Humboldts Tabelle steht in Crells chem. Ann. 1792.
7 St. 5.542
8 HE. Wedgewood junior {Philos. Trans for 1792. der Titul steht
9 unter den Schrifften p. 2.} hat gefunden, daß wenn er gleiche
10 Stücke von Gold, Silber, Kupfer und Eisen alle Schwartz ange-
11 mahlt in einen glühenden Tigel brachte | 19rso fiengen sie in der
12 angegeben[en] Ordnung an, roth zu glühen, und herausgenom-
13 men, auch in derselben Ordnung wieder an dunckel zu werden. –
14 Ein Cylinder von gelber irrdner Waare von gleiche[n] Dimen-
15 sionen als die Metalle, wurde am ersten Dunckel Dieses rührte
16 daher, weil diese Materie ein sehr schlechter Leiter ist, also die
17 Hitze die auswendig verlohren wird nicht so leicht von innen
18 ersezt wird. Als er den dunckeln Cylinder entzwey schlug glühte
19 er inwendig.543 –
20 Solte nicht die Fruchtbarkeit mancher Gegenden, oder überhaupt
21 ihr großer Unterschied von benachbarten, nicht auch mit daher
22 rühren können, daß sie bessere Leiter der inneren Wärme der
23 Erde sind? (πμ)
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Textkritischer Kommentar

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233Doppelstrich am Rand auf Höhe des Absatzanfangs
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

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624 L. notiert im Sudelbuch (J 1948): „Auch auf den Wärmesammler bey meiner Abhandlung Rücksicht zu nehmen.“ – Der Zweck des von seinem Erfinder DuCarla „Collecteur du Feu“ (Feuersammler) genannten Apparats ist, „daß man die Sonnenhitze so aufhäuft und beysammen erhält, daß alle strengflüßige Materie dabey schmelzen kann.“ (DuCarla, Beschrei­bung 1784, 113.) Die Konstruktion DuCarlas besteht aus einer Reihe von „über einander hergestürzten Glocken“, die „so dünn, so durchsichtig und so stralenbrechend“ wie möglich sind. Sie stehen auf einem „hohlen, dünnen, schwarzen und undurchsichtigen Kegel[stumpf]“. Das ganze endet in einer „massiven, schwarzen, stralenbrechenden, dichten Halbkugel“, die unter der kleinsten Glocke auf dem Kegelstumpf steht. Schließlich gehört zur Apparatur noch „eine feste, leichte und kleine Galerie, die von Norden nach Süden zu alle Glocken bis auf die massive Halbkugel durchstreicht. Diese hat so viele Oefnungen, als sie fassen kann […]. Im Innersten dieser Galerie haben diejenigen Dinge ihren Platz, die man schmelzen, kalciniren oder sublimiren will.“ (Ebd., 113 – 115.) Die Apparatur empfängt durch die Sonne weit mehr Wärme, als sie wieder abgibt. DuCarla schreibt (ebd., 166 f.): „So hat z. B. bey einerley Temperatur das Glas eine 2000mal grö­ßere Feuermenge [d. h. Wärmemenge], als die Luft. Das Glas theilt zu eben der Zeit der Luft 2000 Grade mit, indem es einen einzigen verliert; hinge­gen theilt die Luft dem Glas den 2000sten Theil eines Grades mit, indem sie einen einzigen verliert. Der obige Apparat nun, nimmt eben so vieles Feuer [d. h. Wärme] an, als das Glas, weil er aus Glas besteht, und verliert dagegen so wenig als Luft, weil er auch (nämlich in Rücksicht der Räume |
625 zwischen den Glocken) aus Luft besteht.“ Die so gesammelte Wärme, be­hauptet DuCarla (ebd., 118), ist so groß, daß „das Sonnenfeuer eines schönen Frühlingstages […] einen Kessel voll Eisen, der mehr als einen Klafter [ca. 1,80 m] im Durchmesser hat, in Fluß bringen“ kann. – „Ein Apparat“, urteilt Muncke mehr als 50 Jahre danach, „welcher nach be­kannten Principien construirt, jedoch von sehr untergeordnetem Nutzen ist, seinem Erfinder aber Veranlassung zur Aufstellung der abentheuerlichsten Hypothesen gegeben hat.“ (Gehler, Wörterbuch 10.1, 1840, 1179.) – Vgl. dazu Anm. 56.
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625 Bei der Bestimmung der wärmeleitenden Kraft hält Humboldt sich an J. T. Mayer. Dieser habe, so Humboldt, „in seiner so überaus scharf­sinnigen, jedem mathematischen Physiker nicht genug zu empfehlenden Schrift über die Gesetze und Modifikazionen des Wärmestoffs“ herausge­funden, „daß zwey ungleichartige Körper von einerley Größe und Figur in einerley Medium ihre Wärme nicht gleich geschwind verlieren, […] weil ungleichartige materielle Theile unterschiedene Fähigkeit haben, den Wärmestoff mehr oder weniger zurückzuhalten“. (Humboldt, Entwurf 1792, 417 f.) Humboldt übernimmt daher in seine Tabelle (vgl. ebd., 419 f.), in die er auch spezifisches Gewicht und spezifische Wärme der Sub­stanzen einträgt, die von Richmann, Thompson und Mayer experimentell gefundenen Werte für die wärmeleitende Kraft (bezogen auf den Wert für Wasser = 1), andere hat er nach der von Mayer angegebenen Formel: Leitungskraft Bild im Text berechnet, in der p das spezifische Gewicht und c die spezifische Wärme bedeuten. „Diese Formel stimmt genauer mit der Er­fahrung überein“, schreibt Humboldt, „als es die oft so schwankenden Bestimmungen der spezifischen Wärme erwarten ließen.“ (Ebd., 418.) Humboldt scheint nicht anzunehmen, daß Richmann und Mayer Verschie­denes messen, sondern er meint: „Herr Ingenhouß wiederholte die Rich­mannischen Versuche, doch nach einer sehr verschiedenen Methode […], war aber so unglücklich, aus sinnreichen Versuchen durch Versehen falsche Resultate zu ziehen.“ (Ebd., 416.) Was seine eigenen Werte betrifft, so bittet Humboldt den Leser, sie „nur für Annäherungszahlen zu halten, weil die Leitungskräfte bey sehr verschiedenen Temperaturen sich etwas abän­dern, weil die Fehler in den Angaben der spezifischen Gewichte und der Capacitäten auf die Berechnung, und (wie Hrn. Ingenhouß Erfahrungen lehren) einen Zusammenfluß von sehr mannigfaltigen schwer zu vermei­denden Hindernissen auf die Versuche selbst Einfluß haben.“ (Ebd., 421 f.)
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625 543 
625 Das ist eine getreuliche Wiedergabe von Wedgwoods „Experiment V“. (Wedgwood, Continuation 1792, 275.)
anmerkung 220774
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 200863 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VIII E 10 ~ Bl. 18/19. 30487 4 233 11 19r siehe Gesamtregister.
0 200863 Verweise ~ Vorlesungsnotizen ~ Hefte NL VIII E ~ 10, Bl. 2v. 19559 4 233 9 lichtenberg Schrifften p. 2. } siehe Gesamtregister.
0 200863 746331 Verweise ~ Sudelbücher ~ J 1948. 19557 4 624 541 Sudelbuch (J 1948) siehe Gesamtregister.
0 200863 Sachregister ~ Klima ~ physisches ~ Einfluß von Wärme aus dem Erdinneren. 23674 4 233 20-23 lichtenberg Solte nicht die Fruchtbarkeit mancher Gegenden, oder überhaupt ihr großer Unterschied von benachbarten, nicht auch mit daher rühren können, daß sie bessere Leiter der inneren Wärme der Erde sind? siehe Gesamtregister.
0 200863 746331 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch. Neu bearbeitet von Brandes […] (1825–1845) ~ Art. Wärmesammler. 19558 4 625 541 Gehler, Wörterbuch 10.1, 1840 siehe Gesamtregister.
0 200863 Personenregister ~ Humboldt, Alexander von ~ Schriften ~ Entwurf zu einer Tafel für die Wärme-leitende Kraft der Körper (1792). 8625 4 233 6-7 lichtenberg HE. v. Humboldts Tabelle steht in Crells chem. Ann. 1792. St. 5 siehe Gesamtregister.
0 200863 Sachregister ~ Wärmeleitung. 4809 4 233 1-23 lichtenberg 1 { NB. NB. } Ich glaube daß dieses noch eines von den besten Mitteln ist den Mayerschen Streit zu entscheiden Auch vielleicht das hart sieden der Eyer zu versuchen und was sich da zeigt zu sehen. Auf den Wärmesammler Rücksicht zu nehmen. 541 HE. v. Humboldts Tabelle steht in Crells chem. Ann. 1792. St. 5 . 542 HE. Wedgewood junior { Philos. Trans for 1792. der Titul steht unter den Schrifften p. 2. } hat gefunden, daß wenn er gleiche Stücke von Gold, Silber, Kupfer und Eisen alle Schwartz ange- mahlt in einen glühenden Tigel brachte | 19r so fiengen sie in der angegeben[en] Ordnung an, roth zu glühen, und herausgenom- men, auch in derselben Ordnung wieder an dunckel zu werden. – Ein Cylinder von gelber irrdner Waare von gleiche[n] Dimen- sionen als die Metalle, wurde am ersten Dunckel Dieses rührte daher, weil diese Materie ein sehr schlechter Leiter ist, also die Hitze die auswendig verlohren wird nicht so leicht von innen ersezt wird. Als er den dunckeln Cylinder entzwey schlug glühte er inwendig. 543 – Solte nicht die Fruchtbarkeit mancher Gegenden, oder überhaupt ihr großer Unterschied von benachbarten, nicht auch mit daher rühren können, daß sie bessere Leiter der inneren Wärme der Erde sind? ( πμ ) siehe Gesamtregister.
0 200863 746331 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Vorhaben/Pläne ~ Publikation zur Wärmeleitung. 23625 4 624 541 lichtenberg bey meiner Abhandlung siehe Gesamtregister.
0 200863 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ gez. πμ ~ Wärmelehre. 31743 4 233 23 lichtenberg πμ siehe Gesamtregister.
0 200863 Sachregister ~ Wärmesammler. 23673 4 233 5 lichtenberg Wärmesammler siehe Gesamtregister.
0 200863 Personenregister ~ Mayer, Johann Tobias ~ Wärmeleitung. 23367 4 233 2 lichtenberg Mayerschen siehe Gesamtregister.
0 200863 746331 Personenregister ~ DuCarla-Bonifas, Marcellin ~ Schriften ~ Lettre [Anzeige der Beschreibung des Feuersammlers] (1784). 8248 4 624 541 DuCarla, Beschrei­bung 1784 siehe Gesamtregister.
0 200863 Personenregister ~ Wedgwood, Thomas ~ Schriften ~ Continuation of a paper on the production of light and heat from different bodies (1792). 9518 4 233 8-9 lichtenberg HE. Wedgewood junior { Philos. Trans for 1792. der Titul steht unter den Schrifften p. 2. } siehe Gesamtregister.
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