Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 139

Band 4 - IX. Von der Wärme und Kälte - Heffte

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4
0
1 Entstehung
2 wie er in allen Temperaturen entsteht, (welches der Fall eben
3 nicht bey allen ist)
4 über dem Barometer
5 Lächerlicher glaube daß sie nur beym Kochenden Wasser
6 entstehen107
7 Es werden 140° Wärme Fahrenheitisch vermisst beym schmel-
8 tzenden Eise und 943. beym zu Dampf schmeltzenden Wasser.108
9 Sieden. Wasser hammer,109 |
10 1vHände in geschmoltzenes Messing gesteckt. S. Fabri’s neues Geo-
11 graph. Magaz. 2 B. 3tes St. S. 534. Eine Reise von einem Gothai-
12 schen Rath Hieronymus Büchner[!], der mit einem Hertzog von
13 Gotha nach Schweden gereiset[,] hat es auf dem Messingwercke
14 zu Norkiöping gesehen. Der Kerl that es 2mal und machte vor-
15 her seine Hände Naß.110 (Haußbuch H.111 p. XXXIX und XL.)
16 Leidenfrost. p. 30. pp. 35 Secunden dauerte der Tropfen. Es blieb
17 ein erdigtes Restchen, bey einer Dauer von 9 bis 10 " und weni-
18 ger Sekunden blieb kein Rest, weil da keine Verkalchung und
19 Zersetzung mehr statt fand (vermuthlich.)112
20 Nr. 10VIII E 4, 2r
21 2r§. 432.
22 Dünste.
23 Uffenbach’s Reisen T. I. p. 12. (im Nov. 1709) Regieren[d.]
24 Landgraf. Carl.
25 Von dem berühmten Papin: Ich erkundigte mich nach seinen
26 Erfindungen, und muste mit Verwunderung hören, daß er mit
27 schlechtem [Credit] von hier weggekommen. Er wurde beschrie-
28 ben als ein leichtsinniger Mensch und kühner Unternehmer, der
29 hunderterley theils zum Schaden und Gefahr seiner Durchlaucht
30 und seiner Selbsten, ohne Erfahrung aus purer Speculation vor-
31 genommen. Seine zwo lezten Unternehmungen, welche ihn auch
32 von hier gebracht sind diese: erstlich daß er sich unterstanden
33 mit einem Schiff ohne Ruder, sondern nur mit Rädern, auch

Textkritischer Kommentar

139 2 – 3  (welches … ist)]
139erg.
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139 7 – 8  beym … Wasser.]
139erg.
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139 9  Wasserhammer,]
139folgt in der re. unteren Ecke des Bl. Verte
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139 21  § 432]
139erg.
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139 23  Regieren[d.] ]
139erg.
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139 25  Ich]
139davor gestr. Seine zwei lezten Unternehmungen
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139 27  Credit]
139unsichere Lesung wegen Papierschaden
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139 28  leichtsinniger Mensch]
139für Schwätzer
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

518 107 
518 In einem (gedruckten) Zusatz zum § 238 der 6. Aufl. der Erxleben­schen Naturlehre merkt L. an (Erx6, 218), daß „die Verdampfung […] auch bey sehr mäßiger Wärme, selbst im Torricellischen Raum so gar beym Quecksilber statt findet, […].“
anmerkung 219891
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518 108 
518 Das heißt, daß beim Schmelzen des Eises oder beim Verdampfen des Wassers trotz Wärmezufuhr die Temperatur solange konstant bleibt, bis alles Eis geschmolzen oder alles Wasser verdampft ist. Die zugeführte Wärme wird daher als „latent“ bezeichnet. – Wenn L. schreibt, daß beim Schmelzen des Eises „140° Wärme Fahrenheitisch vermisst“ werden, so ist das diejenige Wärmemenge, die eine gleiche Menge Wasser um 140 °F erwärmen würde. Es wird auch hier sprachlich nicht zwischen Temperatur und Wärmemenge unterschieden.
anmerkung 219893
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518 109 
518Der Wasserhammer und der Pulshammer (auch Franklinsche Röhre genannt) beruhen auf dem selben Prinzip, unterscheiden sich aber in der Form. Der Wasserhammer dient der Demonstration, daß Flüssigkeiten in einem luftverdünnten Raum ebenso fallen wie feste Körper. Nach Gehler benutzt man eine 10 bis 12 Zoll lange Röhre, die am oberen Ende zunächst offen gelassen, am unteren aber mit einer Hohlkugel von stärkerem Glas verschmolzen wird. Nachdem man soviel Wasser eingefüllt hat, daß es etwa 3 bis 4 Zoll hoch in der Röhre steht, wird das Ganze solange erhitzt, bis der entstehende Wasserdampf am oberen Ende entweicht und Luft aus der Röhre treibt. Das obere Ende wird dann rasch zugeschmolzen. Beim an­|
519schließenden Erkalten kondensiert der Wasserdampf und in der Röhre entsteht über dem Wasser ein luftverdünnter (Gehler [4, 656] schreibt „luftleerer“) Raum. Man kehrt die Röhre zunächst langsam um und läßt das Wasser in deren dünnes Ende laufen, dann dreht man die Röhre jäh­lings in die andere Richtung, sodaß das Wasser in die Kugel fällt und dort mit lautem Knall, gleich einem Hammerschlag, auftrifft, weil es, im luft­verdünnten Raum nun ungebremst, wie ein fester Körper fällt. – Der Pulshammer besteht aus zwei Kugeln, die in der abgebildeten Weise durch ein dünnes Rohr verbunden sind und mit etwas Wasser gefüllt werden. (GamN, Tab. 1 [nach S. 554], Fig. 4:)Bild im TextDie Luftverdünnung (der Unterdruck) wird auf gleichem Wege erreicht wie beim Wasserhammer. Nimmt man nun die eine Kugel in die Hand, so reicht die Handwärme aus, um das Wasser zum Sieden zu bringen und in die andere Kugel zu treiben, weil der Siedepunkt des Wassers bei dem niedrigen Luftdruck weit unter 100 °C liegt. Benjamin Franklin, der nach eigenem Bekunden ein solches Instrument aus Deutschland mitgebracht hat, beschreibt und deutet den Effekt in seinen ‚Experiments‘, im sechzigsten Brief der erweiterten Aufl. von 1769. Der Instrumentenmacher Nairne, so Franklin weiter, habe einige solcher Instrumente nach dem Vorbild des seinen in verbesserter Form hergestellt. – In L.s Instrumentenverzeichnis heißt es (NL VII Q 2, Bl. 32v): „5. verschiedene sogenannte Waßerhämmer aus Glase worunter ein Saußürscher.“ Der Name Wasserhammer wurde meist unterschiedslos für beide Instrumente verwendet, sowohl für den eigentlichen Wasserhammer als auch für den Pulshammer. Saussure jeden­falls beschreibt unter der Überschrift „Erscheinungen vom Sieden des Was­sers in Röhren, durch die Wärme der Hand“ einen Pulshammer und zeigt auch eine entsprechende Abb. (Vgl. Saussure, Versuch 1784, 219 f.)
anmerkung 219895
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519 110 
519 Brückner, Reisenachrichten 1786, 534 f.: „Von hier [von Stockholm aus] besuchte der Prinz [Albrecht von Sachsen-Gotha] das berühmte Mes­singwerk der Mumme von Renstern […]. Da eben bei Ankunft des Prinzen ein Guß fertig war, so nahm man aus einem Ofen die acht Schmelztiegel nach einander heraus, strich die Schlacke oben davon ab, und goß das reine Messing aus den acht Tiegeln in einen. Wie es beisammen war, so griff einer von denen, die dabei arbeiteten, mit der bloßen Hand in das glühende und flüssige Messing, zweimal nach einander, ohne einigen Schaden*. (*Wahrscheinlich war dieses Experiment nichts mehr und nichts weniger als ein bloßer Taschenspielerstreich [merkt der Herausgeber an].) Er versi­cherte dabei, daß er nur die Hand ein wenig naß gemacht; daß das Messing an keiner Nässe haften könne. Es wäre deswegen auch so große Gefahr da­bei, wenn Wasser ohngefähr in das Messing käme, so flöge alles in die Luft, und spränge mit Leib- und Lebensgefahr der Umstehenden herum.“
anmerkung 219896
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519 111 
519 Gemeint ist das nicht überlieferte Sudelbuch H.|
anmerkung 219897
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520 112 
520 Es handelt sich hier um das sogenannte Leidenfrostsche Phänomen: Fällt ein Wassertropfen auf eine sehr heiße Metallplatte, deren Temperatur um einiges über der Siedetemperatur des Wassers liegt, so verdampft der Tropfen nicht sofort, sondern tanzt auf der Platte so (Bw 2, Nr. 961 [415]), daß „die Tropfen alle Anhänglichkeit an das Metal verlohren zu haben, und Kugelrund gleichsam über der Oberfläche des Metals zu schweben scheinen […].“ Der Tropfen berührt die Platte nicht, weil sich im Augen­blick des Aufpralls zwischen ihm und der Metallplatte eine dünne Dampf­schicht bildet, die wegen ihrer geringen Wärmeleitfähigkeit nur einen Teil der Wärme auf den Wassertropfen überträgt. – Leidenfrost ging es bei sei­nen Versuchen um einen Nachweis, daß Wasser sich in Erde verwandeln lasse. Leidenfrost (Tractatus 1796) beschreibt die Experimente in dem auf S. 30 beginnenden Abschnitt „De fixitate aquae diversa in igne“ (Von der verschiedenen Beständigkeit des Wassers im Feuer). Leidenfrost (ebd., 32) berichtet, daß ein Tropfen destillierten Wassers, der auf einen glühenden Löffel fällt, sich zu einer Kugel ballt, die unter ständigem Rotieren inner­halb von 34 – 35 Sekunden verdampft, bei ihrem Verschwinden ein hörbares Knistern verursacht und ein kleines erdiges Teilchen zurückläßt. Fällt ein zweiter Tropfen auf den inzwischen nicht mehr glühenden Löffel, dann ver­dampft dieser Tropfen in etwa 9 – 10 Sekunden, jedoch rückstandslos.
anmerkung 219898
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 200757 745457 Verweise ~ Briefwechsel ~ Nr. 961 an Forster. 19452 4 520 112 Bw 2, Nr. 961 siehe Gesamtregister.
0 200769 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VIII E 4 ~ Bl. 2. 30391 4 139 21 2r siehe Gesamtregister.
0 200769 Verweise ~ Sudelbücher ~ H (p. XXXIX und XL) [nicht überliefert]. 19451 4 139 15 lichtenberg Haußbuch H . p. XXXIX und XL. siehe Gesamtregister.
0 200769 Verweise ~ Kompendium ~ § 432. 23161 4 139 21 lichtenberg §. 432. siehe Gesamtregister.
0 200744 745454 Verweise ~ Instrumentenverzeichnis ~ NL VII Q2 ~ Bl. 32v. 30676 4 519 109 NL VII Q 2, Bl. 32v siehe Gesamtregister.
0 200744 745454 Personenregister ~ Franklin, Benjamin ~ Schriften ~ Experiments and observations on electricity (1751) ~ 41769. 8383 4 519 109 Benjamin Franklin in seinen ‚Experiments‘, im sechzigsten Brief der erweiterten Aufl. von 1769 siehe Gesamtregister.
0 200744 745454 Verweise ~ Gamaufs Erinnerungen aus Lichtenbergs Vorlesungen ~ Experimentalphysik III ~ Tab 1. 19450 4 519 109 GamN, Tab. 1 siehe Gesamtregister.
0 200744 745454 Personenregister ~ Gehler, Johann Samuel Traugott ~ Schriften ~ Physikalisches Wörterbuch (1787–1796) ~ Art. Wasserhammer. 19449 4 519 109 Gehler [4, 656] siehe Gesamtregister.
0 200769 Sachregister ~ Quecksilber ~ Verdampfen im Barometer. 4088 4 139 4 lichtenberg über dem Barometer siehe Gesamtregister.
0 200769 Sachregister ~ Sieden. 4361 4 139 9 lichtenberg Sieden. siehe Gesamtregister.
0 200769 Personenregister ~ Leidenfrost, Johann Gottlob ~ Schriften ~ De aquae communis nonnullis qualitatibus tractatus (1756). 8816 4 139 16 lichtenberg Leidenfrost . p. 30 siehe Gesamtregister.
0 200769 Sachregister ~ Verdampfen. 4643 4 139 1-6 lichtenberg 1 Entstehung wie er in allen Temperaturen entsteht, (welches der Fall eben nicht bey allen ist) über dem Barometer Lächerlicher glaube daß sie nur beym Kochenden Wasser entstehen siehe Gesamtregister.
0 200769 745450 Personenregister ~ Lichtenberg, Georg Christoph ~ Biographisches ~ Herausgeber ~ Erxleben, Anfangsgründe der Naturlehre ~ 61794. 8312 4 518 107 In einem (gedruckten) Zusatz zum § 238 der 6. Aufl. der Erxleben­schen Naturlehre merkt L. an siehe Gesamtregister.
0 200769 Sachregister ~ Wärme ~ freie (sensible) ~ Umwandlung zu latenter ~ beim Schmelzen. 4774 4 139 7-8 lichtenberg Es werden 140° Wärme Fahrenheitisch vermisst beym schmel- tzenden Eise siehe Gesamtregister.
0 200769 Sachregister ~ Wärme ~ freie (sensible) ~ Umwandlung zu latenter ~ beim Verdampfen. 4775 4 139 8 lichtenberg 943 . beym zu Dampf schmeltzenden Wasser siehe Gesamtregister.
0 200769 Sachregister ~ Wasser ~ Leidenfrost-Effekt. 12734 4 139 16-19 lichtenberg 35 Secunden dauerte der Tropfen. Es blieb ein erdigtes Restchen, bey einer Dauer von 9 bis 10  " und weni- ger Sekunden blieb kein Rest, weil da keine Verkalchung und Zersetzung mehr statt fand (vermuthlich.) siehe Gesamtregister.
0 200769 Sachregister ~ Wasserhammer. 4849 4 139 9 lichtenberg Wasser hammer siehe Gesamtregister.
0 200769 Sachregister ~ Datierung ~ 1709 November. 23162 4 139 23 lichtenberg Nov. 1709 siehe Gesamtregister.
0 200744 745454 Personenregister ~ Nairne, Edward ~ Wasser-/Pulshammer. 23156 4 519 109 Nairne siehe Gesamtregister.
0 200769 Personenregister ~ Papin, Denis ~ zur Person. 23165 4 139 25-33 lichtenberg 1 Von dem berühmten Papin: Ich erkundigte mich nach seinen Erfindungen, und muste mit Verwunderung hören, daß er mit schlechtem [Credit] von hier weggekommen. Er wurde beschrie- ben als ein leichtsinniger Mensch und kühner Unternehmer, der hunderterley theils zum Schaden und Gefahr seiner Durchlaucht und seiner Selbsten, ohne Erfahrung aus purer Speculation vor- genommen. Seine zwo lezten Unternehmungen, welche ihn auch von hier gebracht sind diese: erstlich daß er sich unterstanden mit einem Schiff ohne Ruder, sondern nur mit Rädern, auch siehe Gesamtregister.
0 200769 Sachregister ~ Norrköping. 23159 4 139 14 lichtenberg Norkiöping siehe Gesamtregister.
0 200744 745454 Personenregister ~ Saussure, Horace Bénédict de ~ Schriften ~ Essais sur l’hygromètrie (1783) ~ Versuch über die Hygrometrie (dt. von J.D. Titius 1784). 7569 4 519 109 Saussure, Versuch 1784 siehe Gesamtregister.
0 200769 Personenregister ~ Brückner, Hieronymus ~ Schriften ~ Reisenachrichten, oder Beschreibung dessen, was bei der im J. 1670 von Herzog Albrecht zu Sachsen Gotha nach Holstein, Dännemark und Schweden, gethanen Reise vorgefallen (1786). 8061 4 139 10-11 lichtenberg S. Fabri’s neues Geo- graph. Magaz. 2 B. 3 tes St. S. 534. siehe Gesamtregister.
0 200769 Personenregister ~ Uffenbach, Zacharias Konrad von ~ Schriften ~ Merkwürdige Reisen durch Niedersachsen Holland und Engelland (1753–1754) ~ Exzerpt. 27505 4 139 23-33 lichtenberg 1 Uffenbach’s Reisen T. I. p. 12. (im Nov. 1709) Regieren[d.] Landgraf. Carl. Von dem berühmten Papin: Ich erkundigte mich nach seinen Erfindungen, und muste mit Verwunderung hören, daß er mit schlechtem [Credit] von hier weggekommen. Er wurde beschrie- ben als ein leichtsinniger Mensch und kühner Unternehmer, der hunderterley theils zum Schaden und Gefahr seiner Durchlaucht und seiner Selbsten, ohne Erfahrung aus purer Speculation vor- genommen. Seine zwo lezten Unternehmungen, welche ihn auch von hier gebracht sind diese: erstlich daß er sich unterstanden mit einem Schiff ohne Ruder, sondern nur mit Rädern, auch siehe Gesamtregister.
0 200769 Personenregister ~ Hessen-Kassel, Karl, Landgraf von. 23163 4 139 24 lichtenberg Landgraf. Carl. siehe Gesamtregister.
20074552cefd088ae06294836331
20083252cefe20f28a6466543293
20085752cefe450455f837049188
1456250046805

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0200769413900handschriftVNat_4VIII_E_04_001r.jpg1r VIII E 4, 1r
020076941391001handschriftVNat_4VIII_E_04_001v.jpg1v VIII E 4, 1v
020076941392101handschriftVNat_4VIII_E_04_002r.jpg2r VIII E 4, 2r
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