Georg Christoph Lichtenberg

  • Start
  • Bände
  • Register
  • Suche
  • Hilfe
Seite 18

Band 4 - VIIa. Vom Schalle / Gründe der Musik - Heffte

200645
200647
4
0
1 giebt 2) so erhält man auch die gesuchte Distantz zweymal,
2 einmal hin und einmal her. Wolte man dieses bey den ge-
3 wöhnlichen Verfahren thun, so wären auch 4 Beobachtungen
4 von Zeitpunckten nöthig.
5 Ferner könte auch dieses Verfahren noch seinen Nutzen selbst
6 bey dem gewöhnlichen Verfahren die Geschwindigkeit des Schal-
7 les zu messen,66 haben. Man hätte nemlich nicht nöthig sich
8 durch Kleinigkeiten, als einige Häußer, Bäume, Hecken, Gärten
9 u. s. w. abhalten zu lassen.
10 Auch wäre ich begierig zu wissen was ein Wald für eine Verän-
11 derung in der Geschwindigkeit des Schalles macht. Da man in
12 einem Walde ein Canonen Schlag gewiß auf eine große Strecke
13 hört, so könte dieses Verfahren vortrefflich dazu dienen wenn
14 die Standlinie67 einmal bestimmt wäre. Ferner wenn | 29r = VIman aus-
15 machen wolte, ob ein dicker Nebel, den Schall aufhält oder
16 befördert,68 und endlich wenn man untersuchen wolte, ob der
17 Schall schneller aufwärts als abwärts, Schneller aus einer dichten
18 Lufft in eine dünne, oder aus einer dünnen in eine dichte geht.69
19 Hierzu können nur sehr hohe Berge gebraucht werden, die öff-
20 ters von Wäldern umgeben sind und an deren Fuß man auch aus
21 andern Ursachen öffters gar die Spitze nicht sehen kan.
22 GCL.
23 Es fällt in die Augen, daß ich die Morgendämmerung, oder den
24 frühsten Tag, nicht allein deswegen vorschlage, weil man den
25 Schall alsdann sehr viel besser hört, sondern auch nicht risquirt
26 müssige Zuschauer zu bekommen, die sich wegen der Cano-
27 nenschläge leichter hier einfinden als bey jeder andern geo-
28 metrischen Operation und fürwahr bey keiner schädlicher sind
29 als bey dieser in dem man über dem geringsten Geplauder oder
30 Geräusch leicht den Schall wo nicht überhören, doch den ersten
31 Eindruck verfehlen kan.

Textkritischer Kommentar

18 9  lassen.]
18danach ein Abs. gestr. Dieser Umstand kömmt hauptsächlich in Betracht, wenn man {sich} des Schall <z> bey geometrischen Operationen bedienen will, ††††† ††††† (ca. zwei getilgte Zeilen nicht entziffert) da das geschieht
textkritik 218906
744465 200646 4
18 13 – 14  wenn … wäre.]
18erg.
textkritik 218907
744466 200646 4
18 16  untersuchen wolte]
18für <findet> fin
textkritik 218910
744469 200646 4
18 21  öffters]
18erg.
textkritik 218912
744471 200646 4
18 25  alsdann sehr]
18für sehr (dieses jedoch nicht getilgt)
textkritik 218913
744472 200646 4
18 27  hier]
18erg.
textkritik 218914
744473 200646 4
18 29 – 30  oder Geräusch]
18erg.
textkritik 218915
744474 200646 4
18 31  kan.]
18folgt auf Bl. 29v von fremder Hand Johann Ludwig Greve aus Dannenberg.
textkritik 218916
744475 200646 4

Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

398 66 
398 Gewöhnlich wurden Schallquellen verwendet, bei denen die Schall­erzeugung mit sichtbaren Phänomen einhergeht, z. B. mit dem Mündungs­feuer beim Lösen eines Kanonenschusses, vgl. Anm. 4, oder dem Anschlag des Hammers beim Klang der Stundenglocke, vgl. Nr. 4 (14,2 – 18).
anmerkung 218905
744464 200646 4
398 67 
398 Wolff (Lexicon 1, 1747, Sp. 1247): „Stand-Linie, Linea Stationis, wird in dem Feld-Messen die Linie genennet, aus derer beyden Enden man entweder eine Höhe oder Breite zu messen pfleget, […].“ Besonders wird Jahn (Wörterbuch 1, 1845, 141 f.) zufolge als Standlinie eine „mit der Meßschnure oder gewöhnlich mit der Meßkette“ bestimmte Basis zu einer Triangulierung bezeichnet.
anmerkung 218908
744467 200646 4
398 68 
398 Bianconi (Auszug 1756, 481 f.) war auf Grund eigener Messungen der Ansicht, „ […] daß die neblichte Beschaffenheit der Luft keine sonder­liche Abänderung in der Geschwindigkeit des Schalles verursachet; […].“
anmerkung 218909
744468 200646 4
398 69 
398 Das entspricht der „Quaestio 15“ von Derham (Experimenta 1708, 6), ob der Schall bergauf und bergab die gleiche Geschwindigkeit habe, oder anders gesagt, ob der Schall sich vom Rücken eines Bergs zur Basis in der gleichen Weise herabbewege wie von der Basis zum Rücken hinauf. Bei der Messung an einer etwa 1800 Fuß (548 m) hohen Erhebung meinte Derham (ebd., S. 16) eine geringfügig größere Geschwindigkeit der Schall­ausbreitung bergan bemerkt zu haben, mußte aber eingestehen, daß seine Uhr bei dieser Messung nicht einwandfrei funktioniert hatte. Er empfahl |
399deshalb den Naturforschern in Italien, dieses Ergebnis in den Alpen nach­zuprüfen.
anmerkung 218911
744470 200646 4

Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 200646 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VIII B ~ Bl. 28/29. 30331 4 18 14 29r siehe Gesamtregister.
0 200646 744468 Personenregister ~ Bianconi, Giovanni Lodovico ~ Schriften ~ Due lettere di fisica (1746) ~ Della diversa velocità del suono ~ Von der verschiedenen Geschwindigkeit des Schalles (dt. Auszug 1756). 7957 4 398 68 Bianconi (Auszug 1756, 481 f.) siehe Gesamtregister.
0 200646 Sachregister ~ Schall ~ Ausbreitung ~ Forschungsprojekt L.s. 22593 4 18 1-31 lichtenberg 1 giebt 2) so erhält man auch die gesuchte Distantz zweymal, einmal hin und einmal her. Wolte man dieses bey den ge- wöhnlichen Verfahren thun, so wären auch 4 Beobachtungen von Zeitpunckten nöthig. Ferner könte auch dieses Verfahren noch seinen Nutzen selbst bey dem gewöhnlichen Verfahren die Geschwindigkeit des Schal- les zu messen, 66 haben. Man hätte nemlich nicht nöthig sich durch Kleinigkeiten, als einige Häußer, Bäume, Hecken, Gärten u. s. w. abhalten zu lassen. Auch wäre ich begierig zu wissen was ein Wald für eine Verän- derung in der Geschwindigkeit des Schalles macht. Da man in einem Walde ein Canonen Schlag gewiß auf eine große Strecke hört, so könte dieses Verfahren vortrefflich dazu dienen wenn die Standlinie67 einmal bestimmt wäre. Ferner wenn  | 29r = VI man aus- machen wolte, ob ein dicker Nebel, den Schall aufhält oder befördert, 68 und endlich wenn man untersuchen wolte, ob der Schall schneller aufwärts als abwärts, Schneller aus einer dichten Lufft in eine dünne, oder aus einer dünnen in eine dichte geht. 69 Hierzu können nur sehr hohe Berge gebraucht werden, die öff- ters von Wäldern umgeben sind und an deren Fuß man auch aus andern Ursachen öffters gar die Spitze nicht sehen kan. GCL . Es fällt in die Augen, daß ich die Morgendämmerung, oder den frühsten Tag, nicht allein deswegen vorschlage, weil man den Schall alsdann sehr viel besser hört, sondern auch nicht risquirt müssige Zuschauer zu bekommen, die sich wegen der Cano- nenschläge leichter hier einfinden als bey jeder andern geo- metrischen Operation und fürwahr bey keiner schädlicher sind als bey dieser in dem man über dem geringsten Geplauder oder Geräusch leicht den Schall wo nicht überhören, doch den ersten Eindruck verfehlen kan . siehe Gesamtregister.
0 200646 Sachregister ~ Schall ~ Geschwindigkeit ~ Einflüsse. 4237 4 18 10-18 lichtenberg Auch wäre ich begierig zu wissen was ein Wald für eine Verän- derung in der Geschwindigkeit des Schalles macht. Da man in einem Walde ein Canonen Schlag gewiß auf eine große Strecke hört, so könte dieses Verfahren vortrefflich dazu dienen wenn die Standlinie67 einmal bestimmt wäre. Ferner wenn  | 29r = VI man aus- machen wolte, ob ein dicker Nebel, den Schall aufhält oder befördert, 68 und endlich wenn man untersuchen wolte, ob der Schall schneller aufwärts als abwärts, Schneller aus einer dichten Lufft in eine dünne, oder aus einer dünnen in eine dichte geht. siehe Gesamtregister.
0 200646 744467 Personenregister ~ Wolff, Christian von ~ Schriften ~ Vollständiges Mathematisches Lexicon (1734–1742 u.ö.). 9604 4 398 67 Wolff (Lexicon 1, 1747, Sp. 1247) siehe Gesamtregister.
0 200646 744470 Personenregister ~ Derham, William ~ Schriften ~ Experimenta & observationes de soni motu (1708–1709). 12150 4 398 69 Derham (Experimenta 1708, 6) siehe Gesamtregister.
0 200646 744467 Personenregister ~ Jahn, Gustav Adolph ~ Schriften ~ Wörterbuch der angewandten Mathematik (1845–1846). 8654 4 398 67 Jahn (Wörterbuch 1, 1845, 141 f.) siehe Gesamtregister.
200635
200642
20064352cefc485b0c1267039053
20064352cefc485b4cb963302269
1439468622208

Abbildungen

Digitalisate

020064641800handschriftVNat_4VIII_B_28v.jpg28v = V VIII B, 28v = V
02006464181401handschriftVNat_4VIII_B_29r.jpg29r = VI VIII B, 29r = VI
Vorherige Seite Gehe zu
Seite
Nächste Seite
  • Impressum
  • Akademie der Wissenschaften zu Göttingen