Georg Christoph Lichtenberg

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Seite 65

Band 3 - I. Einleitung in die Naturlehre - Heffte

183115
183117
3
0
1 73r = CDieses Metaphysische nun, das allem Empirischen, und zwar
2 independent­ von demselben, zum Grunde liegt, mit Rücksicht
3 auf den Gegenstand unsres gegenwärtigen Theils der Naturlehre,
4 nämlich Materie, Körper (mit Ausschluß der Gegenstände des
5 inneren­ Sinns) ist es was Herr Kant hier aufsucht.
6 Er geht also[,] um diesem Metaphysischen System der Natur
7 Vollständigkeit zu geben dem Begrif von der Materie nach [in]
8 seiner bekannten Tafel der Categorien, nach Quantität, Qualität,
9 Relation und Modalität; weil diese Tafel alle die reinen (von der
10 Erfahrung unabhängigen) Verstandesbegriffe enthält die die Na-
11 tur der Dinge betreffen können.169
12 Er führt also den Begriff der Materie durch die vier genannten
13 Functionen der Verstandes | 74r = DBegriffe, in vier Hauptstücken
14 durch.
15 Und so erhellt, daß nichts eigentlich weiter hier hinzugesezt wer-
16 den kan, als bloß wie der bescheidene Verfasser selbst sagt, etwa
17 an der Deutlichkeit oder der Gründlichkeit.170 Die Fächer an sich
18 sind bestimmt in welche hinein getragen werden muß.
19 Nun fährt er so fort:
20 Die Grundbestimmung eines Etwas, das ein Gegenstand äusserer
21 Sinne (mit diesen haben wir es hier bloß allein zu thun.) seyn soll
22 muß Bewegung seyn, denn dadurch allein können diese Sinne
23 afficirt­ werden. Auf diese führt auch der Verstand alle übrigen
24 Prädicate der Materie zurück. Diese Idee ist bey HE. Kant nun-
25 mehr die Basis von allem. Nach ihm ist also dieser Theil der Phy-
26 sik eigentlich Bewegungs Lehre.171
27 Er betrachtet also nach jener Tafel der Categorien, die Bewegung
28 als

Textkritischer Kommentar

65 1  allem Empirischen]
65für aller empirischen Erkenntniß
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65 2  demselben]
65für ihr
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65 5  aufsucht]
65unterhalb gestr. Hierauf zeigt er die Nothwendigkeit der Mathematik hierbey, <weil nämlich die Möglichkeit bestimmter Naturdinge nicht aus bloßen Begriffen erkannt werden kan,>{sobald nicht mehr von <Naturdingen überhaupt, sondern>{dem Begriff einer Natur überhaupt, sondern} von bestimmten Naturdingen als z. B. Körperlehre die Rede ist,} und unterwirft nun den empirischen Begriff der Materie einer Untersuchung nach der Tafel der Categorien
textkritik 190365
645529 183116 3
65 7  von der]
65für der
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65 9  alle die reinen]
65für alles enthält was von
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65 13  vier]
65doppelt unterstr.
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65 17  oder]
65für und
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65 24  der Materie]
65erg.
textkritik 190372
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65 26  Bewegungs Lehre.]
65danach gestr. Rein in so fern sie allein von unserm Denckungs Vermögen abhängt und angewandt
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Textkritischer Kommentar (Randtext)

Anmerkungen

468 169 
468 „Das Schema aber zur Vollständigkeit eines metaphysischen Systems, es sei der Natur überhaupt, oder der körperlichen Natur insbesondere, ist die Tafel der Kategorien“, heißt es bei Kant. „Denn mehr gibt es nicht reine Verstandesbegriffe, die die Natur der Dinge betreffen können.“ (ebd., MAdN (Vorrede), §S. 10 f. = KA 4, 473 f.)
anmerkung 190368
645532 183116 3
468 170 
468 „Ich habe in dieser Abhandlung die mathematische Methode, wenn gleich nicht mit aller Strenge befolgt (wozu mehr Zeit erforderlich gewesen wäre, als ich darauf zu verwenden hätte), dennoch nachgeahmt, nicht, um ihr durch ein Gepränge von Gründlichkeit besseren Eingang zu verschaffen, sondern weil ich glaube, daß ein solches System deren wohl fähig seiund diese Vollkommenheit auch mit der Zeit von geschickterer Hand wohl erlangen­ könne, wenn, durch diesen Entwurf veranlaßt, mathematische Naturforscher­ es nicht unwichtig finden sollten, den metaphysischen Teil, dessen sie ohnedem nicht entübrigt sein können, in ihrer allgemeinen Physik als einen besonderen Grundteil zu behandeln und mit der mathematischen Bewegungslehre in Vereinigung zu bringen.“ (ebd., MAdN (Vorrede), §S. 16 = KA 4, 478 f.)
anmerkung 190371
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468 171 
468 „Die Grundbestimmung eines Etwas, das ein Gegenstand äußerer Sinne sein soll, mußte Bewegung sein; denn dadurch allein können diese Sinne affiziert werden. Auf diese führt auch der Verstand alle übrige Prädikate der Materie, die zu ihrer Natur gehören, zurück, und so ist die Naturwissenschaft durchgängig eine entweder reine oder angewandte Bewegungslehre.“ (ebd., MAdN (Vorrede), §S. 15 = KA 4, 476 f.)
anmerkung 190374
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Anmerkungen

Herausgeberkorrekturen am Drucktext

Marginalien zur sechsten Auflage

Anmerkungen von Lichtenberg

Registereinträge

0 183116 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII A 13 ~ Bl. 73. 29915 3 65 1 1 73r siehe Gesamtregister.
0 183116 Verzeichnis der edierten Handschriften ~ NL VII A 13 ~ Bl. 74. 29916 3 65 13 74r siehe Gesamtregister.
0 183116 Personenregister ~ Kant, Immanuel ~ Schriften ~ Metaphysische Anfangsgründe der Naturwissenschaft (1786) ~ Überblick L.s. 17608 3 65 1-28 lichtenberg 1 1 Dieses Metaphysische nun, das allem Empirischen, und zwar independent­ von demselben, zum Grunde liegt, mit Rücksicht auf den Gegenstand unsres gegenwärtigen Theils der Naturlehre, nämlich Materie, Körper (mit Ausschluß der Gegenstände des inneren­ Sinns) ist es was Herr Kant hier aufsucht. Er geht also [ , ] um diesem Metaphysischen System der Natur Vollständigkeit zu geben dem Begrif von der Materie nach [in] seiner bekannten Tafel der Categorien, nach Quantität, Qualität, Relation und Modalität ; weil diese Tafel alle die reinen (von der Erfahrung unabhängigen) Verstandesbegriffe enthält die die Na- tur der Dinge betreffen können. 169 Er führt also den Begriff der Materie durch die vier genannten Functionen der Verstandes  | 74r = D Begriffe, in vier Hauptstücken durch. Und so erhellt, daß nichts eigentlich weiter hier hinzugesezt wer- den kan, als bloß wie der bescheidene Verfasser selbst sagt, etwa an der Deutlichkeit oder der Gründlichkeit. 170 Die Fächer an sich sind bestimmt in welche hinein getragen werden muß. Nun fährt er so fort: Die Grundbestimmung eines Etwas, das ein Gegenstand äusserer Sinne (mit diesen haben wir es hier bloß allein zu thun.) seyn soll muß Bewegung seyn, denn dadurch allein können diese Sinne afficirt­ werden. Auf diese führt auch der Verstand alle übrigen Prädicate der Materie zurück. Diese Idee ist bey HE. Kant nun- mehr die Basis von allem. Nach ihm ist also dieser Theil der Phy- sik eigentlich Bewegungs Lehre. 171 Er betrachtet also nach jener Tafel der Categorien, die Bewegung als siehe Gesamtregister.
0 183116 Sachregister ~ Philosophie, neue (Kant) ~ Bewegung. 15980 3 65 22 lichtenberg Bewegung siehe Gesamtregister.
0 183116 Sachregister ~ Philosophie, neue (Kant) ~ Bewegung. 15980 3 65 27-28 lichtenberg 1 Er betrachtet also nach jener Tafel der Categorien, die Bewegung als siehe Gesamtregister.
0 183116 Sachregister ~ Philosophie, neue (Kant) ~ Anfangsgründe der Naturwissenschaft. 16952 3 65 1-28 lichtenberg 1 1 Dieses Metaphysische nun, das allem Empirischen, und zwar independent­ von demselben, zum Grunde liegt, mit Rücksicht auf den Gegenstand unsres gegenwärtigen Theils der Naturlehre, nämlich Materie, Körper (mit Ausschluß der Gegenstände des inneren­ Sinns) ist es was Herr Kant hier aufsucht. Er geht also [ , ] um diesem Metaphysischen System der Natur Vollständigkeit zu geben dem Begrif von der Materie nach [in] seiner bekannten Tafel der Categorien, nach Quantität, Qualität, Relation und Modalität ; weil diese Tafel alle die reinen (von der Erfahrung unabhängigen) Verstandesbegriffe enthält die die Na- tur der Dinge betreffen können. 169 Er führt also den Begriff der Materie durch die vier genannten Functionen der Verstandes  | 74r = D Begriffe, in vier Hauptstücken durch. Und so erhellt, daß nichts eigentlich weiter hier hinzugesezt wer- den kan, als bloß wie der bescheidene Verfasser selbst sagt, etwa an der Deutlichkeit oder der Gründlichkeit. 170 Die Fächer an sich sind bestimmt in welche hinein getragen werden muß. Nun fährt er so fort: Die Grundbestimmung eines Etwas, das ein Gegenstand äusserer Sinne (mit diesen haben wir es hier bloß allein zu thun.) seyn soll muß Bewegung seyn, denn dadurch allein können diese Sinne afficirt­ werden. Auf diese führt auch der Verstand alle übrigen Prädicate der Materie zurück. Diese Idee ist bey HE. Kant nun- mehr die Basis von allem. Nach ihm ist also dieser Theil der Phy- sik eigentlich Bewegungs Lehre. 171 Er betrachtet also nach jener Tafel der Categorien, die Bewegung als siehe Gesamtregister.
0 183116 Sachregister ~ Philosophie, neue (Kant) ~ Kategorien. 17604 3 65 8 lichtenberg Categorien siehe Gesamtregister.
0 183116 Sachregister ~ Philosophie, neue (Kant) ~ Naturlehre als Bewegungslehre. 17605 3 65 24-26 lichtenberg Diese Idee ist bey HE. Kant nun- mehr die Basis von allem. Nach ihm ist also dieser Theil der Phy- sik eigentlich Bewegungs Lehre. siehe Gesamtregister.

Abbildungen

Digitalisate

0183116365101handschriftVNat_3VII-A-13-073r.jpg73r = C VII A 13, 73r = C
01831163651301handschriftVNat_3VII-A-13-074r.jpg74r = D VII A 13, 74r = D
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