IX. Von dem Wärmestoffe. §. 451.
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1ren zerbrach es, und auch das neue, das an die Stelle desselben
2kam, | wich in dem strengen Winter vom Jahr 1788 auf 1789,98
3nach den Beobachtungen des jüngern Cassini, nicht merklich ab.
4Man muß sich also um einen andern sichern Maaßstab umse-
5hen. Unmittelbar kann man Hitze und Kälte nicht messen; so muß
6man also auf die Veränderungen achten, die sie in den Körpern
7hervorbringen. Unter diesen aber ist dazu keiner vorzüglicher, als
8die Ausdehnung der Körper; so hat man also diese zur Bestim-
9mung der Wärme und Kälte angenommen; und das Instrument
10mittelst welchem dieß geschieht, heißt das Thermometer, oder
11besser, das Thermoscop.
12Jeder hat seine Stube voll Thermometer. Es frägt sich nun aber,
13welcher Körper wird am regelmäßigsten ausgedehnt! Auch Fluida
14können dazu gebraucht werden, nicht so wie beym Hygrometer.
15Dieß gibt den Thermometern schon einen erstaunenden Vorzug.
16Bey den Fluidis blieb man | denn auch stehen. Unter diesen ist99
17aber wieder ein gewaltiger Unterschied. Einige dehnen sich zwar
18stark genug aus, sind aber nicht empfindlich, das heißt, dehnen
19sich nicht schnell genug aus, wie z.B. der Weingeist. Er dehnt sich
20vom Gefrierpunkt bis zum Siedpunkt, von 1000 bis 1080, folglich
21um801000Theile seines Raumes aus, da sich das Quecksilber, unter
22den nähmlichen Umständen nur um151000Theile seines Raums
23ausdehnt; seine Ausdehnung verhält sich also zur Ausdehnung des
24Quecksilbers, wie 15 : 80 und ist daher viel größer. Aber sie ist
25dabey sehr langsam, und noch überdieß sehr ungleichförmig. Und
26auf das schnelle Ausdehnen kommt doch Alles an. Man will ja den
27Zustand der Wärme in dem Augenblick wissen, in welchem man
28den Versuch anstellt. Die Beobachtung muß gleichsam im Fluge
29geschehen. Wenn das Ding langsam geht, so können ja während
30der Zeit viele andere Umstände auf das | Thermometer wirken.100
31– Man blieb bey folgenden Fluidis stehen: 1. Luft 2. Weingeist
323. Quecksilber und 4. Leinöhl.
33§. 452.
34Erfindung des Thermometers.
35So wie es mit allen großen Erfindungen geht, daß man weder
36Zeit noch Nahmen des Erfinders mit Gewißheit angeben kann:
37so ist dieß auch bey dem Thermometer der Fall. So hält man
38auch den berühmten Venetianischen Theologen Paul Sarpi, den