1Ulrich Joost
2Einleitung
31Als Gottlieb Gamauf aus Ungarn sich am 8. Oktober 1792, gleich
4nach seiner Ankunft in Göttingen, als »Studiosus Theologiae« in
5das Matrikelbuch der dortigen Georgia Augusta eintrug und im
6folgenden Sommer 1793 zum ersten Mal Georg Christoph Lich-
7tenbergs Kolleg über Physik hörte, konnte er nicht ahnen, daß er
8mit seinen Aufzeichnungen aus den folgenden Jahren das Reser-
9voir anlegen sollte für eine höchst authentische, ja nächst dessen
10eigenen Aufzeichnungen vielleicht die wichtigste Quelle für Lich-
11tenbergs akademische Lehrtätigkeit. Zu jener Zeit hatte dieser
12sein Hauptkolleg bereits vierzehn Jahre – seit dem Sommersemes-
13ter 1778 nämlich – alljährlich zweimal gehalten: jetzt also zum
1429. Mal. Nur im Winter 1784/1785 mußte er es wegen des dann
15doch gescheiterten Italien-Reiseplans absagen und konnte es durch
16die halbjährige Bettlägerigkeit der schweren Krankheit von
171789/1790 gar nicht erst beginnen. Routiniert war Lichtenberg
18demnach 1792 schon – und dennoch offenbar faszinierend wie
19beim ersten Mal. Das bezeugen alle, die von diesem aus dem Göt-
20tinger Universitätsalltag im späten 18. Jahrhundert herausragen-
21den Ereignis berichten – einige dieser Zeugnisse sind im Anhang
22dieser Einleitung mitgeteilt. Wenn hier nun Gamaufs Vorlesungs-
23nachschrift, bis auf die Korrektur von Satzfehlern unverändert
24und ergänzt um ein Personenregister, als zweiter Band der Histo-